Theater auf dem Theater

Saisoneröffnung mit Leoncavallos „Zazà“ im Theater an der Wien

Svetlana Aksenova (Zazà) und Nikolai Schukoff (Milio Dufresne) legten sich für ihre Rollen ziemlich ins Zeug.
Svetlana Aksenova (Zazà) und Nikolai Schukoff (Milio Dufresne) legten sich für ihre Rollen ziemlich ins Zeug. © Monika Rittershaus

Wieder einmal zeigt das Theater an der Wien seinen guten Riecher und geht auf Entdeckungsreise mit „Zazà“ – eine Commedia lirica in vier Akten. Ohne Pause in zwei Stunden recht kurzweilig auf die Bühne gebracht im damals neuen Stil Verismo.

Die Uraufführung 1900 in Mailand unter Arturo Toscanini wurde zum Riesenerfolg, der weltweite Kreise zog, etwa 1920 an der Metropolitan Opera in New York.

Die Oper der Stars – von Gigli bis Del Monaco

„Zazà“ wurde zur Oper der Stars mit den Besten ihrer Zeit bis zu Beniamino Gigli an der Scala 1940 oder Mario Del Monaco. Nach 1945 verschwand „Zazà“ aus allen Spielplänen, einzig mit „Bajazzo“ ist Leoncavallo bis heute im Repertoire.

Die Musik ist titelgemäß sehr melodiös, oft lyrisch, auch tänzerisch mit Dreivierteltakt-Abschnitten. Leoncavallo hat immerhin neun Operetten neben zwölf Opern verfasst.

Wenig Knall à la Puccini in dramatischen Momenten, keine Massenchöre – der Arnold Schönberg Chor hat seine Partie vorab auf gewohnt hohem Niveau aufgenommen. Das Bühnenpersonal ist mit drei Hauptrollen recht überschaubar, es gibt wenige Nebenrollen, die allesamt hochwertig besetzt sind. Ideale Voraussetzungen für die derzeit mühevolle Aufführungssituation.

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Das herrliche Theater an der Wien ist immer wieder ein Erlebnis. Beethoven hat hier Meisterwerke verfasst, „Fidelio“ uraufgeführt!

Dank des professionellen Besuchskonzeptes kann man entspannt Kunst erleben.

Das Premierenpublikum, mit vielen internationalen Intendanten und Medienvertretern durchsetzt, harrte in spürbar freudvoller Erwartung der Dinge.

Im Graben diesmal das Radio-Symphonieorchester (RSO) mit dem Dirigenten Stefan Soltesz.

Edle Klänge in beeindruckenden Soli

Dieser sehr erfahrene „Kapellmeister alter Schule“ hielt guten Kontakt zwischen Bühne und Orchester, war aber gar zu reserviert was Klangschattierungen und Intensität betrifft.

Das erfüllte das RSO in hohem Maße. Im Hauptjob kein Theater-Orchester, von den alljährlichen Residenzen im Theater an der Wien abgesehen, überzeugte das RSO mit edlem Klang und brillanten Soli, mitunter auch mit jenem von Konzertmeisterin Maighréad McCrann.

Eine Entdeckung für Wien ist die junge Svetlana Aksenova aus St. Petersburg, deren warmer, sehr vielfarbiger Sopran zu Herzen geht.

Als Milio sehr spielfreudig Nikolai Schukoff aus Graz, etwas eng in der Höhe. Neben dem Liebespaar der wunderbare Christopher Maltman als Cascart, der nicht nur die einzige bekannte Arie fulminant gestaltete.

„Zazà“ verdient ihren Platz auf der Bühne

Dieses „Theater auf dem Theater“ – „Zazà“ als Revuestar eines Tingeltangeltheaters der französischen Provinz – ist natürlich eine weite Spielwiese für Christof Loy, dessen Regie die Scheinmoral der bürgerlichen Gesellschaft offenbart.

Dazu sehr sängerfreundlich, vom Bühnenbild unterstützt, was bei seiner exzellenten „Cosi“ in Salzburg schon erlebbar war. Insgesamt ein Werk durchaus wert, gespielt zu werden, das mit seinen offenen Fragen bezüglich finanzieller Unsicherheit – auch wann wieder Kunst möglich ist – sogar modern, ja zeitgemäß erscheint!

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