Theater, das zum Lesen animiert

Landestheater: „Jenny Hübner greift ein“ für Besucher ab sechs Jahren

Jenny Hübner (Sofie Pint), Retterin der verlorenen Bücherwürmer...
Jenny Hübner (Sofie Pint), Retterin der verlorenen Bücherwürmer... © Petra Moser

Die Kinder sind sofort interessiert und voll mit dabei, wenn Jenny Hübner auftaucht. Da wird gelacht, gefragt und mitgemacht. Endlich wieder Theater! Am Donnerstag feierte im Unteren Vestibül der Linzer Kammerspiele das Stück „Jenny Hübner greift ein“ von Hartmut El Kurdi gelungene Premiere. Eine Hommage auf das Lesen für alle ab sechs Jahren.

Jenny Hübner ist vom „mobilen Geschichtenrettungskommando“, das zum Einsatz kommt, wenn ein Kind so weit in die Handlung eines Buches eintaucht, dass es in die Geschichte hineingezogen wird. In diesem Fall ist das Olga, die abends gnadenlos und viel zu früh von den Eltern ins Bett geschickt wird und „passiven Widerstand“ leistet. Sie liest. Eines Nachts findet sie sich dabei auf Kapitän Braunbarts Piratenschiff, der Hinkenden Seekuh, wieder und gerät in Bedrängnis…

Sofie Pint ist nicht nur Jenny Hübner, die das Publikum als Rettungshelfer instruiert. Sie schlüpft von der frechen, im Dialekt plaudernden Schiffsratte Pelzi bis zum grimmigen Kapitän Braunbart in alle Rollen und zieht dabei alle Register. Keine Grimasse, die nicht sitzt, keine Figur, die nicht ihre eigene, unverkennbare Stimmfarbe hätte, keine Verrenkung, die zu anstrengend wäre, um in den finsteren Schiffsbauch zu gelangen. Ein Besen wird zum Mast, ein Hemdchen zum Segel. Nicht zu vergessen, das silbrig-glänzende Kostüm, das an Superhelden aus dem All erinnert und nicht nur gefällt, sondern auch Requisiten hergibt. Die Bühne, sehr reduziert aus einem Teppich und Lampen und ein paar weiteren Utensilien bestehend, schafft einmal Vorlese-Atmosphäre, dann ist sie wieder schwankendes Schiff.

Regisseurin Nele Neitzke entwickelt die sehr lustig startende Geschichte spannend weiter, Sofie Pint hält die Zuseher mit ihrem vielfältigen schauspielerischen Einsatz bei der Stange bzw. beim Mast auf der Hinkenden Seekuh. Ein Stück, das die Fantasie anregt, eine Geschichte, in die man sich gern hineinziehen lässt. Wer weiß, wie viele der kleinen Besucher am Freitagabend mit Taschenlampe unter der Decke in ein Buchstabenabenteuer eintauchen…

Von Melanie Wagenhofer

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