„Theater to go“ im Kulturhof Perg

Premiere: Acht Stücke, die Corona-bedingt heuer nicht gespielt werden

Schmäh, Slapstick und auch Chaos brachte ein bunter Ritt durch acht Theaterstücke in Perg.
Schmäh, Slapstick und auch Chaos brachte ein bunter Ritt durch acht Theaterstücke in Perg. © Reinhard Winkler

Abgesagt haben heuer die meisten traditionellen oberösterreichischen Sommertheaterbühnen. „,Alles retten!´ wird in die Annalen der Sommertheatergeschichte eingehen“, kündigt der virtuelle Programmzettel des Kulturhof Perg recht großspurig an.

Stark eingedampft und abgeändert gehen Essenzen der geplanten Produktionen nun doch über die Bühne. Premiere in der Regie von Julia Ribbeck war am Donnerstag. Die Zuschauer im Stadel von Schloss Auhof bei Perg sind aufgefordert, Masken während der pausenlosen 90 Minuten zu tragen. Großer Auftrittsjubel für die sieben Schauspieler. Im Publikum viele Kollegen, die ihre Stücke völlig auf den Kopf gestellt erleben.

Durchgängiges Schmäh-Schema

Die improvisierte Kurzversion von „Acht Frauen“ der Grenzlandbühne Leopoldschlag liefert einen ersten Eindruck in inhaltliches Chaos mit präzisem Slapstick. Im Zentrum liegt die knallrote Eleganz von Nadine Breitfuß.

Auch Schillers „Räuber“ (geplant in Freistadt) müssen dran glauben, in Originalsprache auf zwölf Minuten verkürzt jeglichen Sinnes beraubt. Stefanie Altenhofer mahnt noch dazu mitten im schönsten Pathos zu Zeitdisziplin. Souverän spielt sie alle Stückeln in russischem Akzent und Temperament. Wie die Bearbeitung von Molieres „Bürger als Edelmann“ des Theater im Hof Enns aussehen wird, wird man im kommenden Jahr erfahren. Als Überbrückung tänzelt Peter Malzer zu einer Szene aus dem Original. Einen echten Eindruck vom nicht gespielten Revisor in Wilhering bietet Thomas Bammer im straff choreografierten Stellungsspiel (Daniel Morales Perez).

Shakespeares Originaltext aus „Romeo und Julia“ muss herhalten, da die Rechte für „Shakespeare in Love“ ausschließlich dem Helfenberger Ensemble zustehen. Der Coronatest nach dem Kuss am Balkon entspricht dem durchgängigen Schmäh-Schema. Peter Woy berührt einen einzigen winzigen Augenblick als Romeo am Sarg seiner Julia alias Björn Büchner, der sich den Traum erfüllt, einmal die große Liebende zu spielen.

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Zur Sommeroperette in Zell an der Pram, „Gräfin Mariza“, stammelt Martin Dreiling eine Kabarettnummer über seinen Papa, Corona und Operette als verlegene Werbung für den musikalischen Hit im kommenden Jahr. Die missratene Playbackversion von „Kiss me Kate“ verweist auf den Musicalsommer in Bad Leonfelden samt augenzwinkerndem Seitenhieb auf die wiederkehrenden Probleme mit der Tontechnik.

„Peter Pan“, die für heuer vorgesehene Eigenproduktion des Perger Ensembles, kommt auch erst 2021. Ein schmähgeladenes Mittelding aus Respekt, Mitgefühl und Ironie gegenüber den leidenden Kollegen in ungebrochenem Selbstvertrauen: „Wir retten die Kultur und das Publikum. Wir schützen vor Kulturlosigkeit und Barbarei.“ Publikum und Kollegen klatschten heftig.

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