Tierische Verbündete im Garten

Gerade jetzt ist Schneckensaison: Die Plagegeister vermehren sich rasend schnell und nehmen überhand. Auf ihrer Nahrungssuche lassen sie kaum eine Zierpflanze, kaum ein Gemüse unbeschadet. Doch es ist ein Kraut gegen sie gewachsen! Zumindest sprichwörtlich: Denn in der Praxis handelt es sich nicht um Kräuter, sondern vielmehr um tierische Nützlinge, die sich die Natur ausgedacht hat, um Schädlingen Einhalt zu gebieten. Was die Verbündeten aus dem Tierreich in den eigenen Garten lockt, lesen Sie in dieser Gartenpraxisgeschichte.

In meiner letzten Gartenpraxisgeschichte ging es in meinen beiden Gartentipps um das natürliche Düngen und Beherrschen einer Schneckenplage. Den dritten, für mich als Naturgärtnerin absolut wichtigsten Gartentipp zum Anlocken von Nützlingen möchte ich Ihnen heute näherbringen. Wie können unsere tierischen Helferlein unser Leben im Kampf gegen Schädlinge erleichtern, und was können wir umgekehrt für sie tun, damit sie sich bei uns richtig wohlfühlen?

Knüpfen wir an die letzte Gartengeschichte an und beginnen mit des Gärtners „Feind Nr. 1“, der Schnecke, die gerade jetzt ausgiebig ihr Unwesen treibt. Interessanterweise denkt man zuerst an den Igel, obwohl er die Spanische Wegschnecke wegen ihres starken Schleimes gar nicht so gerne mag. Manche Schneckenarten meidet er sogar gänzlich. Aber putzig anzusehen und äußerst nützlich ist der Igel allemal. Totholz und Laubhaufen, gerade im Herbst, bieten ihm eine wertvolle Unterkunft.

Flache Wasserstellen, an denen er bequem trinken und, falls er mal reinplumpst, wieder selbstständig herauskrabbeln kann, tragen dazu bei, dass der Igel sich wohlfühlt. Sollte man ein Jungtier im Herbst finden, das wohl nicht alleine über den Winter kommt, unbedingt Rat in einer der Wildtierstationen suchen! Auch unser „Iggy“ stammt aus so einer Einrichtung.

Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, Ringelnattern sind großartige Schneckenjäger. Wer hätte gedacht, dass ich jemals so eine Äußerung machen würde! Als mein Mann beim Hausbau darauf drängte, einen Naturteich anzulegen, kamen diesbezüglich sofort Einwände von mir. Natürlich zieht so eine Naturoase Ringelnattern magisch an. Ein Okay konnte mir mein Mann nur unter einer Bedingung abringen: Sobald die erste Schlange erscheint, lässt er entweder den Teich wieder zuschütten – zugegeben, sehr drastisch, wenig wirtschaftlich, finanziell der Supergau und optisch… naja –, oder ich packe meine Koffer.

Gern gesehen: Igel, Eidechse & Co.

„Susi“, meine Therapieschlange, ist relativ schnell bei uns ein- und ich ganz offensichtlich nicht ausgezogen. So habe ich eine interne Vereinbarung mit „Susi“ getroffen (und mit ihren Nachkommen, die der Einfachheit halber alle „Susi“ heißen): Wenn ich also allein durch den Garten gehe, sage ich zu ihr: „Ich verstehe ja, dass es dir bei uns gefällt und du darfst auch bei mir wohnen, aber, bitte, lass mich dich um Himmels Willen nicht sehen oder schon gar irrtümlich angreifen!“ Zitat meines charmanten Mannes: „Die flüchtet ja eh, wenn sie dich sieht!“ Haha! Das Biest wartet, bis wir alleine sind, um dann regelrecht auf mich zuzuschwimmen! Naja, mittlerweile kann ich wenigstens darüber sprechen und schreiben, ohne dass sich mir gleich die Nackenhaare aufstellen.

Blindschleichen sind übrigens ebenfalls ganz tolle Schneckenfresser und auch ihr Anblick löst Fluchtreaktionen bei mir aus. Da ist mir der „Fred“, wie ich meine Eidechsen nenne, schon wesentlich sympathischer. Eidechsen vertilgen sehr gerne Schnecken. Sie finden in unseren kilometerlangen Trockenmauern ein tolles Zuhause. Naturteiche bieten auch eine gute Kinderstube für Erdkröten und Molche. Beide unterstützen die Schneckeneindämmung. Faszinierend, die Entwicklung der Kaulquappen zu beobachten.

Dummerweise mögen manche Helfer aber auch Regenwürmer, die wiederum Pflanzenmaterial in wertvollen Humus umwandeln. Bereits als Zehnjährige habe ich in einer Kakaodose meine erste Regenwurmzucht angelegt. In den durchsichtigen Behältern konnte ich genau beobachten, wie die Würmer arbeiten und nebenbei sehen, wie sich Humus bildet. Sehr faszinierend – zumindest für mich. Ich glaube, meine Mama fand es damals ein wenig befremdlich, Regenwürmer als Haustiere zu halten. Deshalb bekam ich endlich mein erstes, „echtes“ Haustier!

Nun kommen wir zu all jenen Nützlingen, die uns helfen, Blattläuse & Co. in Schach zu halten. Der bekannteste Vertreter ist der Marienkäfer. Über seine Nützlichkeit als Blattlaus- und Spinnmilben-Vernichter weiß wohl jedes Kind. Während der vier- bis sechswöchigen Entwicklung frisst eine einzige Larve bis zu 500 Blattläuse. Wer Geduld beweist und nicht gleich beim ersten Auftreten von Läusen zur Giftspritze greift, kann auf die Hilfe von Marienkäfern setzen.

Ebenfalls fleißige Läusevertilger sind Schwebfliegen. Sie bevorzugen als Nahrungsquelle sogenannte Dolden- und Korbblütler. Darum macht es absolut Sinn, im Naturgarten auf Wildstauden wie Schafgarbe und Fenchel zu setzen. Generell sollte man ungefüllte Blüten bevorzugen, das unterstützt viele verschiedene Insekten gleichermaßen. Auf diese Weise können wir mit unseren Naturgärten eine grüne, blühende und sehr wertvolle Oase inmitten von Monokulturen bilden.

Zu guter Letzt: der Ohrwurm. Die meisten von uns haben in Kindertagen die Mär gehört, er schlüpfe in unsere Ohren. Absoluter Nonsens! Dennoch verkriechen sich Ohrenschlüpfer, wie sie im Volksmund genannt werden, tagsüber. Diese Eigenart können wir uns zunutze machen, indem wir gezielt Unterkünfte in Form von mit Holzwolle oder Stroh gefüllten Häuschen anbieten. Dafür eignen sich u.a. Töpfe und Schneckenhäuschen.

Trockenmauern sind darüber hinaus perfekte „Insektenhotels“. Amphibien können diesem trockenen Rückzugsort kaum widerstehen. Unzählige Nützlinge finden im dekorativen Element ein natürliches Umfeld, eine echte Heimat, Nahrung und Unterschlupf.

Im Garten ist Ordnung nicht mal das halbe Leben

Und noch etwas: Überhören Sie gerne einmal Ihren Ordnungssinn! Lassen Sie die eine oder andere Stelle im Garten bewusst „unordentlich“. Ihre Helfer werden es Ihnen danken! Gerade Totholzhaufen und morsche Bäume sind für Nützlinge aller Art von unschätzbarem Wert. Äußerst entspannend, nicht alles gleich häckseln zu müssen! Aus vermeintlichen Abfällen lassen sich ganz tolle Schlichtungen (Benjeshecke) machen und wunderschöne Dekorationen basteln.

Mehr zur Lebensweise unserer tierischen Verbündeten lesen Sie in meinem Blog: www.theheartgardener.at/nuetzlinge-tierische-helfer-im-garten
Text und Fotos: Patrizia Haslinger

Das könnte Sie auch interessieren