Tod eines Maestros

Ennio Morricone verstarb im Alter von 91 Jahren

Das musikalische Genie Ennio Morricone war, ganz im Gegensatz zu seiner Filmmusik, eher introvertiert und behielt sein Privatleben für sich. Glamour war für ihn ein Fremdwort.
Das musikalische Genie Ennio Morricone war, ganz im Gegensatz zu seiner Filmmusik, eher introvertiert und behielt sein Privatleben für sich. Glamour war für ihn ein Fremdwort. © AFP/Tiziana Fabi

Italien verliert einen seiner Größten, den weltbekannten und vielfach prämierten Ennio Morricone. Der Dirigent Riccardo Muti beklagt öffentlich den Tod seines Freundes und Italiens Präsident Mattarella trauert um „einen genialen Künstler“.

Der legendäre Maestro ist im Alter von 91 Jahren in einer römischen Klinik an den Folgen eines Sturzes gestorben. In seiner Karriere schuf der begnadete Künstler über 500 Filmmusiken für die Kinoleinwand und das Fernsehen und wurde dafür mit zwei Oscars prämiert.

Wie Morricones Anwalt und Freund Giorgio Assumma der Presse berichtete, starb der hoch gepriesene Komponist am frühen Montag. „Der Maestro war bis zum Schluss anwesend und voller Würde“, teilte Assumma mit. Der Filmkomponist konnte sich noch von seiner Familie verabschieden. Zudem habe er sich bei seinem Publikum für die treue Unterstützung bedankt, so der Anwalt.

Viele Klassiker hat Morricone entworfen, darunter die Musik für ikonische Werke wie Brian De Palmas „The Untouchables – Die Unbestechlichen“ oder Barry Levinsons „Bugsy“. Für seine Leistungen wurde Morricone dutzendfach mit einer Vielzahl von Preisen geehrt. Etliche seiner Soundtracks sind weltweit bekannt. Eine seiner Sternstunden stellt die Mundharmonika-Melodie aus dem Western-Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ dar.

Ein Millionenpublikum liebt seine Melodien

Die Filmmusik Morricones ist berühmt, oft wird sie aber nicht unmittelbar mit seinem Namen verbunden. Der introvertierte Römer blieb meist im Hintergrund, Preise waren ihm unwichtig. So schrieb Morricone im Erinnerungswerk „Life Notes“: „Erfolg kann schon befriedigend sein, aber die Musik muss stets pur und korrekt sein, niemals bloß ein Vehikel, um anerkannt zu werden.“

Video
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Geboren wurde Morricone am 10. November 1928 in Rom in eine musikbegeisterte Familie. Sein Vater war Trompeter, und der junge Morricone brannte schon als Kind für die Musik, begann im zarten Alter von sechs Jahren zu komponieren. 1938 wurde er am Konservatorium in Rom eingeschrieben. Er erwarb Diplome in Komposition und Trompete und spielte danach in Orchestern.

Ab 1964 folgte die Arbeit mit seinem früheren Klassenkameraden, dem Regisseur Sergio Leone, für den er die Musik zu drei Filmen schrieb.

Im Laufe seiner Karriere komponierte der Römer für zahlreiche berühmte Regisseure wie Roman Polanski, Oliver Stone und Margarethe von Trotta. 2007 krönte Morricone sein Lebenswerk mit einem Oscar. 2016 erhielt er im Alter von 87 Jahren den lange verdienten zweiten Oscar für die Filmmusik zu Quentin Tarantinos Western „The Hateful Eight“.

Das letzte Stück, das der am Montag verstorbene Komponist Ennio Morricone geschrieben hat, ist eine Hommage an die Todesopfer der im August 2018 eingestürzten Morandi-Brücke in Genua. Das Werk für Orchester und Chor hatte der 91-jährige für ein Konzert komponiert, das am Tag vor der Einweihung der neuerrichteten Brücke im Theater Carlo Felice in Genua geplant ist.

Trotz seiner internationalen Erfolge war der grauhaarige Italiener mit der Hornbrille sehr auf seine Privatsphäre bedacht. Morricone heiratete 1956 Maria Travia. Das Paar hat vier gemeinsame Kinder. Einer der drei Söhne, Andrea, arbeitet ebenfalls als Komponist und Dirigent.

Zu Ehren Morricones ist heute um 23.50 Uhr auf ORF 1 der Western „Für eine Handvoll Dollar“ zu sehen, für den der italienische Maestro die Musik beisteuerte.

Das könnte Sie auch interessieren