Tod und Musik als Lebensbegleiter Franz Lehárs

„Dein war mein ganzes Herz“ als Bad Ischler Uraufführung

„Dein war mein ganzes Herz“mit Ursula Pfitzner, Matthias Störmer, Mark Weigel als Franz Lehár und Anne-Fleur Werner
„Dein war mein ganzes Herz“mit Ursula Pfitzner, Matthias Störmer, Mark Weigel als Franz Lehár und Anne-Fleur Werner © www.fotohofer.at

Anlässlich des 150. Geburtstages des Wahl-Ischlers Franz Lehár (1870 bis 1948) plante Thomas Enzinger, Intendant des Lehár Festival Bad Ischl, bereits im Vorjahr die Uraufführung des Auftragswerkes „Dein war mein ganzes Herz“, das nun coronabedingt mit einem Jahr Verspätung auf den Brettern des Kongress & Theaterhauses das Licht der Welt erblickte und einen enormen Publikumserfolg verbuchte.

Leben und Schaffen Franz Lehárs

Jenny W. Gregor, Dramaturgin des Festivals, hat sich jahrelang dem Leben und Schaffen Lehárs gewidmet, das auf der Bühne mit einem unlogischen Paukenschlag beginnt. Neben dem von Mark Weigel souverän repräsentierten Lehár, der ausnahmslos in dessen Zitaten spricht, treten zwei allegorische Figuren auf: Der Tod wird durch den vielseitigen Bariton Matthias Störmer und die Musik von der ausdrucksstarken Primaballerina Nathalie Gehrman verkörpert. Die Begründung ist naiv: Man sucht die Nähe zu Hofmannsthal „Jedermann“ im Wissen, dass dort die Allegorien alle Menschen betreffen. Im Fall Lehár steht jedoch eine geniale Einzelperson im Fokus. Als lernender Schüler stiehlt der kleine, natürlich begabte Benedikt Wallner als Lehár für einige Augenblicke den renommierten Künstlern die Schau.

Die Zeitreise Lehár wird vom Publikum voll akzeptiert, auch die Worte zu seinem Status in der Zeit des Nationalsozialismus. Hitler als Fan der „Lustigen Witwe“ ist kein Verbrechen, Nutznießer des Regimes gab es viele. Dieses Thema wird im Falle Lehárs kein neues Resultat mehr bringen, worüber wohl alle Fans froh sind.

Klangschönheit, die ihresgleichen sucht

Wichtigster Faktor beim Festival ist das Franz Lehár Orchester. Unter Chefdirigent Marius Burkert gab es trotz einiger Neubearbeitungen bekannter Melodien eine mit den Sängern konform gehende Klangschönheit und Phrasierungskunst, die ihresgleichen sucht. Wenn dann Konzertmeisterin Anastasia Gerasina die Paganini-Varianten aus Lehárs gleichnamiger Operette artistisch in den großen Saal zaubert, bleibt kein Auge trocken.

Dabei gab es nicht weniger als 20 musikalische Leckerbissen, deren Arien sich vier Sänger teilten: Der „neue Tauber der Operette“, Thomas Blondelle, die Sopranistinnen Ursula Pfitzner und Anne-Fleur Werner und der bereits erwähnte Matthias Stärmer. Ein so gar nicht freudvolles Lied war der absolute Höhepunkt des Abends: In Militäruniform sang Blondelle das fünfte Lied aus dem Zyklus „Aus eiserner Zeit“. Der Text von Erich Weill trägt den Titel „Fieber“. Wird der Soldat anno 1915 dieses überleben?

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In interessanter, unkonventioneller Aufbereitung wurden die letzten drei Weltschlager aus dem „Land des Lächelns“ und dem „Zarewitsch“ zu gedankenvollen, inhaltsreichen Glanzstücken: „Dein ist mein ganzes Herz“, „Immer nur lächeln“ und schließlich das Wolgalied mit dem Refrain „Hast Du dort droben vergessen auf mich“. Nein, ganz im Gegenteil. Sobald sich Lehár, Tod und Musik von der Bühne entfernen, stellt sich automatisch der Titel des Abends in den Herzen ein: „Dein war, nein, Dein ist mein ganzes Herz.“

Die spannende Revue „Dein war mein ganzes Herz“ unter der Regie von Thomas Enzinger wird am 19. August (15.30 und 20 Uhr) gezeigt. Karten: Tel. 06132/238 39

Von Ingo Rickl

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