Transsexuelle Transsylvanier rocken Linz

Großer Jubel bei der Premiere der „Rocky Horror Show“ im Musiktheater

Wird über den Sommer das Linzer Publikum begeistern: die „Rocky Horror Show“.
Wird über den Sommer das Linzer Publikum begeistern: die „Rocky Horror Show“. © Jochen Quast

Rums! Mit voller Lautstärke kracht nach einem Gruselfilmvorspann die „Rocky Horror Show“ am Dienstag über die Bühne des Musiktheaters. „Let´s Do the Time Warp Again“, die Linzer folgen, bummvoll die Premiere des einstigen enfant terrible der Musicalszene (UA 1973). Einen Sack voller Requisiten gibt es im Foyer zu kaufen.

Der Mann in Strapsen, Korsage und roten High Heels lieferte früher Stoff für ernste Diskussionen, heute entzückt der „Sweet Transvestite from Transsexual Transsylvania“ mit seinem perfekten Body und einem lustvoll zelebrierten bildschönen Po. Als charismatischer Frank´n´Furter überragt Oliver Savile den Rest des Ensembles um Haupteslänge.

Die von Sam Buntrock überarbeitete Fassung entstand 2008 im Beisein des Schöpfers Richard O’Brien höchstpersönlich. Seit 1973 fährt das jungfräuliche Pärchen Brad und Janet seinem abstrusen Schicksal entgegen. Zu „Damn it Janet“ und „There´s a Light“ fassen noch Einige das rote Lamperl aus dem Requisitensack. Janet (Claire Keenan) singt schrill bis zur Schmerzgrenze ihren farblosen Brad (Sev Keoshgerian) an die Wand, bis Riff Raff (Christian Lunn) mit großer Stimme über das trübsinnige Pärchen fegt.

„Mit Wasser spritzen, mit Zeitung schützen“, steht in der Anleitung, kaum jemand kramt mehr Spritzpistole und Papier aus dem schwarzen Sack. Das musicalverwöhnte Publikum lauscht lieber gespannt den wortgewandt improvisierten Kommentaren des eleganten Sky Du Mont.

Leben ist Illusion, Wirklichkeit Hirngespinst

Wie mit Helium getunt, singt Columbia, die Komödiantin unter den schrägen Gestalten ihre geheulten Arien. Frank´n´Furters „Beautiful Creature“, Lustknabe Rocky (Ryan Goscinsky) erwacht. Ein nicht minder schöner Körper, der seine ersten Schritte tapst.

„I Really Love that Rock´n´Roll“, Eddie (Jordan Castle), Rockies Vorgänger, muss getötet werden „Das Leben ist eine Illusion, die Wirklichkeit ein Hirngespinst“, als Dr. Everett Scott erscheint er wieder auf der Bühne, rockt er im Rollstuhl „From the Day He Was Born, He Was in Troubles“. Das traditionelle „Hu“ kommt in Linz nicht.

Nach der Pause kann die Band demonstrieren, was sie draufhat. Der Stromgitarrist fegt weg, Brad und Janet geben sich in einem Schattenspiel hemmungslos den transsexuellen Vergnügungen hin.

Auf der Bühne bleibt wenig Platz für Choreografien, die Crew bewegt sich recht statisch zu den trotzdem fetzigen Hits. Riff Raff, stimmlich der wahre Meister, schickt die schräge Partie mit einer intergalaktischen Kanone zurück auf ihren Planeten „I´m Going Home“, als Engel lässt Frank´n´Furter das volle Potenzial seiner Stimme erkennen. Im dichten Nebel entschwinden die „Super Heroes“.

Brad und Janet, zum Bösen geläutert, finden sich nach dem zweistündigen Exzess in einem neuen Leben. Abspann wie im Kino, noch einmal fegt der „Time Warp“ über die Bühne. Die Requisiten blieben im Sack, aktiv nur das Ensemble auf der Bühne, dafür gibt´s ein höchst aufmerksames Publikum, Zwischenapplaus, lauten Jubel und Standing Ovations.

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