Trump verzichtet auf Holzhammer-Methode

US-Präsident droht nach iranischen Angriffen auf US-Stützpunkte im Irak nicht mit Rache

Nach dem iranischen Vergeltungsangriff auf die US-Truppen im Irak hat US-Präsident Donald Trump am Mittwoch zwar weitere Wirtschaftssanktionen gegen den Iran angekündigt — aber keine unmittelbaren militärischen Schritte.

Nachdem Trump schon unmittelbar nach dem Angriff in der Nacht auf Mittwoch nur „Alles ist gut“ und einen vielsagenden Hinweis auf die militärische Stärke der USA getwittert hatte, betonte er Mittwochabend in einer Rede zwar erneut die Mächtigkeit der US-Waffen, was aber nicht bedeute, dass die USA diese auch einsetzen wollten.

Angriff ohne Opfer

Die Vereinigten Staaten seien bereit zum Frieden mit allen, die dies wollten, so Trump, der dem Iran sogar Zusammenarbeit anbot, unter anderem im Kampf gegen den IS. Er betonte auch, die Attacke der Iraner in der Nacht zum Mittwoch habe keine Todesopfer gefordert und nur geringen Sachschaden angerichtet.

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Der Iran hatte Raketen auf die vom US-Militär genutzten Stützpunkte Ain al-Assad westlich von Bagdad und im nördlich gelegenen Erbil abgeschossen. Teheran nannte die Angriffe einen „Akt der Selbstverteidigung“ nach der Tötung des iranischen Top-Generals Qassem Soleimani durch einen US-Luftschlag in der vergangenen Woche.

Die Racheaktion der Iraner kam mit Vorwarnung. Die irakische Regierung wurde nach eigenen Angaben kurz vor dem Angriff aus Teheran darüber informiert. Die US-Soldaten konnten rechtzeitig Schutzräume aufsuchen.

Es war aber ein neuer Tiefpunkt in einem seit Monaten dauernden Konflikt, der von wiederkehrenden Eskalationen geprägt war. Trump hatte 2018 das mühsam in Wien ausgehandelte internationale Atomabkommen mit dem Iran einseitig aufgekündigt, weil es aus seiner Sicht nicht weit genug geht.

Für neuen Atomdeal

Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China rief der US-Präsident am Mittwoch auf, sich ebenfalls von dem Abkommen zu verabschieden. Stattdessen sollte man an einem neuen Abkommen mit dem Iran arbeiten, „das die Welt zu einem sichereren und friedlicheren Ort“ machen würde. „Solange ich Präsident der Vereinigten Staaten bin, wird es dem Iran nie erlaubt sein, eine Atomwaffe zu besitzen.“

Aus Teheran waren vor der Trump-Rede weniger versöhnliche Töne gekommen. Die vergangene Nacht sei ein „Schlag ins Gesicht“ der USA gewesen, sagte der geistige Führer Ayatollah Ali Khamenei. Die US-Truppen müssten die Region verlassen. Ein Kommandant der Revolutionsgarden nannte die nächtlichen Angriffe auf die US-Stützpunkte einen „nur ersten Schritt“.

In der UNO klammerte man sich am Mittwochabend aber an die Hoffnung, die nach Trumps Rede aufkam: „Wir begrüßen jeden Hinweis darauf, dass die Führer von einer größeren Konfrontation Abstand nehmen und alles tun, um eine weitere Eskalation zu vermeiden”, sagte ein Sprecher von Generalsekretär António Guterres.

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