Trump vs Biden – „Halt doch mal den Mund, Mann“

TV-Duell als Tiefpunkt der US-Politik — Trump ruft Extremisten auf, sich „bereitzuhalten“

Video
Ich möchte eingebundene Video Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Irgendwann reichte es Joe Biden: „Halt doch mal den Mund, Mann“, entfuhr es dem Herausforderer von US-Präsident Donald Trump im ersten direkten TV-Duell, das einen Tiefpunkt der politischen Kultur der USA markiert.

Bidens entnervte Reaktion folgte auf permanente Unterbrechungen, Beleidigungen und Anschuldigungen durch den Amtsinhaber, der vom Moderator laufend zur Ordnung gerufen werden musste.

Bei allen Themen rutschte das Streitgespräch in chaotische Wortgefechte ab. Immer wieder fiel der Präsident dem Kontrahenten ins Wort. „Es ist schwer, mit diesem Clown auf den Punkt zu kommen“, beschwerte sich Biden.

Wahlbetrugsfantasien

Trump malte einmal mehr das — von Experten ausgeschlossene — Szenario von massivem Betrug bei Briefwahlen und wich der Frage aus, ob er eine Niederlage akzeptieren würde. Umfragen zufolge wollen deutlich mehr Anhänger Bidens als Trumps per Post abstimmen.

Video
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Trump weigerte sich auch neuerlich, Rechtsradikale und bewaffnete rechte Gruppen eindeutig zu verurteilen — im Gegenteil: Die für ihre Gewalttaten bekannte Gruppe „Proud Boys“ rief er nur zur (taktischen?) Zurückhaltung auf, aber auch, sich bereit zu halten: „Haltet euch zurück und haltet euch bereit“, so Trump, ohne zu sagen, wofür sie sich bereit halten sollten.

Etwa für die befürchteten Auseinandersetzungen nach einem knappen Wahlausgang in fünf Wochen? In den sozialen Medien jubelten die „Proud Boys“ jedenfalls. Trumps Sohn Donald Trump Jr. versuchte hinterher zu kalmieren und sagte, dass sein Vater sich wohl versprochen habe.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie warf Biden dem Präsidenten vor, „keinen Plan“ zu haben. Trump konterte, er habe einen „großartigen Job“ beim Umgang mit der Pandemie gemacht. Die mehr als 200.000 Toten sind freilich kein Beleg für gutes Krisenmanagement: Die USA haben eine der höchsten Corona-Todesraten der Welt.

Knapper Sieg Bidens, zwei Drittel nur verärgert

In einer Blitzumfrage des Senders CBS sah eine knappe Mehrheit im demokratischen Herausforderer Biden den Sieger des ersten von drei TV-Duellen. 48 Prozent fanden Biden besser, 41 Prozent den Amtsinhaber. Befragt nach ihrem Gefühl beim Anschauen der Debatte antworteten mehr als zwei Drittel (69 Prozent), die Diskussion habe sie vor allem verärgert. Nur 31 Prozent fühlten sich davon unterhalten.

In den Umfragen zur Präsidentschaftswahl am 3. November hat Biden derzeit einen leichten Vorsprung auf Trump. Gelaufen ist das Rennen für den Herausforderer daher noch lange nicht.

Das könnte Sie auch interessieren