Über Werte, Wirkung und Entwicklung digitaler Kunst

„Proof of Art“ im FC zeigt Hintergründe auf

Jesse Damiani, US-amerikanischer Kurator und Autor, kuratierte die Ausstellung und präsentierte u. a. „Event Listeners“, das erste Kunstwerk, das je mit der digitalen Währung Bitcoin von einem Museum gekauft wurde. Zur Ausstellung erscheint übrigens auch ein Katalog.
Jesse Damiani, US-amerikanischer Kurator und Autor, kuratierte die Ausstellung und präsentierte u. a. „Event Listeners“, das erste Kunstwerk, das je mit der digitalen Währung Bitcoin von einem Museum gekauft wurde. Zur Ausstellung erscheint übrigens auch ein Katalog. © Braun

Das erste Kunstwerk, das je mit der digitalen Währung Bitcoin von einem Museum gekauft wurde, ist ein Bildschirmschoner: „Event Listeners“ (2015) von Harm van den Dorpel wurde vom Museum für angewandte Kunst (MAK) Wien gekauft. Hätten Sie es gewusst? Solche Hintergründe und mehr bietet „Proof of Art — eine kurze Geschichte der NFTs, von den Anfängen der digitalen Kunst bis zum Metaverse“ (bis 15. September 2021).

Mit der am Donnerstag eröffneten Ausstellung möchte das Francisco Carolinum Linz u. a. Berührungsängste abbauen. Auch wer bei Begriffen wie NFT (nicht austauschbares Token), Blockchain oder Metaverse nur Bahnhof versteht, soll diese Ausstellung verstehen und genießen können. Es geht um digitale Kunst, aber auch darum, wie sie im virtuellen Raum gesichert, gehandelt und bezahlt wird, Stichwort Kryptowährung. Auf dem Kunstmarkt werden mittlerweile enorme Summen mit NFTs umgesetzt.

Ein NFT ist ein Echtheitszertifikat für jede digitale Datei, die in der Blockchain, eine spezielle Datenbankstruktur, hinterlegt ist. Es macht aus diesen Dateien Unikate und fungiert damit auch als digitale Signatur von Künstlern. „Das ist die Idee. Wir wollen dieses Phänomen erklären.

NFT steht heute in jeder Zeitung, wir müssen das erläutern und diese Ausstellung bietet die Möglichkeit, diese Geschichte zu veranschaulichen. Diese Entwicklung war ein Prozess, hat schon in de 1960er-Jahren begonnen“, betont Alfred Weidinger, Direktor der OÖ Landes-Kultur GmbH. „Es ist nur nötig, sich darauf einzulassen und die Texte bei den Kunstwerken zu lesen und man wird zumindest einen Tick mehr davon verstehen“, ist Weidinger sicher.

Blut als Kryptowährung

„Quadrate“ von Herbert Franke ist der Ausgangspunkt der Schau. Es zeigt verbundene Vierecke, die mit einem — mit Georg Färber entwickelten — Computerprogramm entworfen und gezeichnet wurden. Auch der passende Code zum Bild, geschaffen 1969, ist ausgestellt. Diese Verknüpfung von analogen und digitalen Werkzeugen hat Voraussicht bewiesen.

„Jennifer in Paradise“ (1987) ist der Titel des ersten Fotos, das jemals mit Photoshop bearbeitet wurde. Durch einen Remix beleuchtet Constant Dullaart das kreative Potenzial neuer Technologien, aber auch die Gefahren, die darin liegen, wie einfach es in einer technisierten Welt ist, die Realität zu manipulieren.

Sogar eine Blockchain-basierte Lebensform wird präsentiert („Plantoid“). Ebenfalls zu sehen: „Priceless“, das gemeinsame Werk von Kevin Abosch und Ai Weiwei. Von Abosch regt außerdem „I am a coin; Personal Effects“ zum Nachdenken an — darin macht er sein Blut zur Kryptowährung. Die digitale Währung besteht aus zehn Millionen Token, einschließlich 100 physischer Kunstwerke, auf die er mit seinem Blut die Vertragsadresse auf der Ethereum-Blockchain gestempelt hat.

Kuratiert wurde die rund 25 Positionen umfassende Schau von Jesse Damiani, der aus LA anreiste, gemeinsam mit Fabian Müller und Markus Reindl. Sie stellten das Projekt in vier Ausstellungsräumen im obersten Geschoß des FC und online (Cryptovoxels) in nur sechs Wochen auf die Beine.

Von Astrid Braun

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