„Überredungskunst“ in Gemeinden

In Österreich gibt es 2093 Bürgermeister, nur 202 davon sind Frauen

Erste Bundestagung für Bürgermeisterinnen in der Wiener Hofburg: Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl begrüßte Schirmherrin Doris Schmidauer und StS Claudia Plakolm (r.) mit Blumen.
Erste Bundestagung für Bürgermeisterinnen in der Wiener Hofburg: Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl begrüßte Schirmherrin Doris Schmidauer und StS Claudia Plakolm (r.) mit Blumen. © Gemeindebund/Franz Gleiß

Gleichstellung, Herausforderungen und Antrieb der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister waren die zentralen Themen der Umfrage „Kommunalpolitik von morgen“ der Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle im Auftrag des Österreichischen Gemeindebundes.

Die Ergebnisse präsentierte Gemeindebund-Präsident Alfred Riedl am Donnerstag im Vorfeld der ersten Bundesfachtagung für Bürgermeisterinnen, zu der Ortschefinnen aus ganz Österreich, Deutschland und der Schweiz in die Wiener Hofburg gekommen waren.

Geschlechterunterschied

In Österreich amtieren derzeit 2093 Bürgermeister, davon 202 Frauen. Ihnen wurde online der Fragebogen zugeschickt, 466 haben geantwortet, davon 318 vollständig und davon waren 86 Frauen. Als Hauptgrund für den geringen Frauenanteil sehen beide Geschlechter (jeweils über 70 Prozent) die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familien.

91,9 Prozent der Bürgermeisterinnen, aber nur 62,5 Prozent ihrer männlichen Kollegen halten Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteil in der Gemeindepolitik für nötig. Bei der Frage nach den konkreten Maßnahmen nennen fast 80 Prozent der Bürgermeisterinnen eine bessere soziale Absicherung.

Bei der Aufteilung der Haus- und Familienarbeit geben nur 12 Prozent der Frauen an, dass den Großteil der Partner übernimmt, aber 60 Prozent der Männer. Mit ihrem Bezug zufrieden sind 45,3 Prozent der Frauen und 51,7 Prozent der Männer.

Ein deutlicher Geschlechterunterschied zeigt sich bei der Motivation, für das Amt zu kandidieren: Knapp 27 Prozent der Bürgermeisterinnen gaben an, „überredet“ worden zu sein, während nur 9,5 Prozent der Männer diese Antwort wählten.

Weit mehr als die Hälfte der Ortschefs (63 Prozent) haben in ihrem Amt bereits persönliche Erfahrungen mit Beleidigungen, Bedrohungen und Übergriffen gemacht. Frauen erleben dies tendenziell öfter (mehr als 70 Prozent) als Männer (knapp 60 Prozent).

Bürokratie als Hürde

Bei den aktuellen Herausforderungen der Gemeinden werden vor allem Bürokratie (zwei Drittel der Männer, rund 40 Prozent der Frauen) und fehlender Wohnraum (über 60 Prozent der Männer und knapp 50 Prozent der Frauen) noch vor Finanzproblemen (jeweils etwas über 50 Prozent) genannt. Als größte Belastung empfinden Frauen und Männer (jeweils um die 90 Prozent) die steigende rechtliche Verantwortung und den steigenden Anspruch der Bürger (jeweils rund zwei Drittel).

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