Und alle spielten mit ihren Gefühlen

Mozarts „La finta giardiniera“ im Livestream in einer geglückten Kooperation der Bruckneruni mit der Kunstuniversität

V. l.: Navid Taheri (Nardo), Lenka Jombikova (Serpetta), Raphael Trimmel (Podesta), Nicole Lubinger (Sandrina)
V. l.: Navid Taheri (Nardo), Lenka Jombikova (Serpetta), Raphael Trimmel (Podesta), Nicole Lubinger (Sandrina) © Andreas Wenter

Erlaubt war alles und es gefiel auch, was die Bruckneruni und ihre Studierenden des Musiktheaterstudios im Livestream ins Netz stellten.

So leicht war die Sache aber nicht, dieser buffonesken Oper des 19-jährigen Mozart mit der verwirrenden und verworrenen Liebesgeschichte gerecht zu werden.

Vor allem sprachlich ergaben sich Barrieren, wenn wohl in italienischer Sprache gesungen wurde, man aber der Muttersprache der jeweiligen Rollen in den Dialogen nicht folgen konnte.

So manchen Namen muss man sich merken

Aber primär ging es ja um Musik, die umso klarer und spritzig vom hauseigenen Ensemble unter der anfeuernden Leitung von Sigurd Hennemann bewältigt wurde. Bei den Untertiteln hielt man sich ans Englische.

Wichtig waren die vielen Hörgenüsse der auf professionellem Niveau agierenden Darsteller, durchwegs auch schauspielerisch begabt und regielich gut geführt von Peter Pawlik. So manchen Namen wird man sich gerne merken aus dem Ensemble mit Raphael Trimmel, Nicole Lubinger, Domen Fajfar, Victoria Liashkevich, Katerina Vasileiadou, Lenka Jombikova und Navid Taheri.

Allen hat ja Mozart genug Solo-Arien in den Mund gelegt. Und alle spielten sie mit ihren Gefühlen und sorgten für ein Durcheinander auf der Bühne, die Studenten der Kunstuniversität einfallsreich ausstatteten.

Von einem Gärtnermilieu war allerdings nichts zu sehen, eher befand man sich in einer Kostümwerkstätte (Anna Lienbacher), denn schließlich ging es flott um Verkleidungen, Verwechslungen und Missverständnisse im Wirrwarr des Handlungsfadens.

Bis man sich in einer Oper aus Mozarts Zeit wohlfühlte und die pathetischen Arien und Szenen aus der Welt der Opera seria genießen konnte.

Ernstes und Heiteres vermischten sich in den Figuren ohne Anspruch auf stilistische Einheit, was auf den kommenden „Don Giovanni“ hindeuten könnte. Aber wie gesagt, der Jüngling Mozart verschwendete sein geniales Feuer, noch übermütig, ungezwungen, immerhin ging es darum, mit dem Stück 1775 einen Kompositionsauftrag des Kurfürsten von Bayern zu erfüllen.

Und derzeit allen Klassikliebhabern den Wunsch nach einer hoffentlich bald möglichen Opernaufführung mit Publikum erleben zu können. Der Applaus kam dann auch lautstark leider „nur“ aus dem Orchester.

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