„Uns fehlt die Perspektive …“

... deshalb weicht das Ensemble Castor mit einem Konzert ins Internet aus

Die renommierte Linzer Geigerin Petra Samhaber-Eckardt leitet das seit zehn Jahren bestehende Ensemble Castor.
Die renommierte Linzer Geigerin Petra Samhaber-Eckardt leitet das seit zehn Jahren bestehende Ensemble Castor. © Reinhard Winkler

„Jetzt entfallen wegen der Corona-Pandemie so viele Konzerte. Als Ensembleleiterin habe ich auch eine Verantwortung meinen Kollegen gegenüber“, sagt Petra Samhaber-Eckardt vom renommierten Ensemble Castor im VOLKSBLATT-Gespräch.

Der Großteil der Musiker sei freischaffend, die meisten haben Familie und Kinder und jetzt mit starken Einkommensverlusten zu kämpfen, die durchaus existenzbedrohlich werden können.

Deshalb habe man sich kurzerhand dazu entschlossen, ein Konzert, einen Kammermusikabend mit Klaviertrios von Mozart und Haydn, der nicht wie geplant stattfinden kann, am 15. Mai ins Internet zu verlegen. Die Musiker treten dafür am ursprünglich vorgesehenen Konzertort, im Gerstlhaus in Schenkenfelden, auf. „Wir spielen zwar nächstes Jahr dann wieder vor Publikum im Gerstlhaus, wollen unseren treuen Fans aber jetzt mit dem Livestream ein Geschenk machen.“

Das Konzert kann gratis besucht werden, Samhaber hat ein Spendenkonto eingerichtet, wo ein symbolischer Kartenpreis hinterlegt werden kann.

Wichtige Debüts storniert oder verschoben

„Uns ist das Musizieren einfach schon so abgegangen, das ist ein Teil von uns, wenn dir der entrissen wird, geht es dir schlecht“, sagt Samhaber. „Und wir hatten das Bedürfnis, wieder etwas gemeinsam zu machen und Kultur einfach wieder geschehen zu lassen.“ Sie selbst habe die Zeit jetzt sehr intensiv mit Üben verbracht, sie für die Arbeit an technischen Feinheiten genutzt, für die sie sonst nicht so viel Zeit habe und sich musikwissenschaftlich weitergebildet.

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Die Corona-Krise stellt natürlich auch die Probenarbeit vor Herausforderungen. Geprobt wird intensiv einzeln und nur wenig gemeinsam. „Wir treffen uns einen Tag für Proben in Wien und am Tag des Konzertes davor im Gerstlhaus. Zu viert ist das ja möglich“, sagt Samhaber. „Da haben wir es als kleines Ensemble noch leichter als große Klangkörper.“

Seit zehn Jahren gibt es das Ensemble Castor nun, das schon viel erreicht hat und heuer die Früchte harter Arbeit ernten hätte wollen: Nur leider sind die Debüts in der Hamburger Elbphilharmonie oder im Wiener Konzerthaus, auf die lange hingearbeitet worden ist, gecancelt oder zumindest in die Ferne gerückt. „Die Elbphilharmonie konnten wir auf nächstes Jahr verschieben“, sagt Samhaber.

Die Produktion einer neuen CD, die demnächst hätte starten sollen, stellt das Quartett jetzt mangels Einkünften auch vor finanzielle Herausforderungen. An weitere Planung sei nicht zu denken, weil man im Bereich Kunst so gar nicht wisse, wie es weitergehen werde, so die Geigerin. Sie hofft, dass demnächst Entscheidungen von Regierungsseite getroffen werden.

„Uns fehlt die Perspektive, wenn sich da nichts ändert, sind 80 Prozent der freischaffenden Ensembles weg“, ist Samhaber überzeugt, auch wenn sich viele Veranstalter sehr bemühen würden: „Was Oberösterreich anbelangt, haben wir das Gefühl, dass wir nicht hängen gelassen werden.“ Kleine Hoffnungsschimmer biete da etwa das Linzer Brucknerhaus, das sich sehr für die Künstler einsetze, die konzertlose Zeit u. a. online mit Videoporträts von Künstlern zu füllen versucht: „Das motiviert sehr.“

2021 warten Einladungen zu den renommiertesten Festivals für Alte Musik in Nordamerika auf das Ensemble Castor. „Wir hoffen sehr, dass das dann möglich sein wird.“ Wird das Konzert im Gerstlhaus ein Erfolg, dann kann sich Samhaber auch eine Fortsetzung vorstellen. Und sie ist zuversichtlich, dass zumindest das Jubiläumskonzert am 6. Dezember im Rahmen von Musica sacra stattfinden wird können.

Livestream am 15. Mai ab 19.30 Uhr unter www.ensemblecastor.com

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