Verstörendes Stück Zeitgeschichte

Überleben in Guantanamo: Jodie Foster und Tahar Rahim in „Der Mauretanier“

Tahar Rahim als Mohamedou Ould Slahi
Tahar Rahim als Mohamedou Ould Slahi © Tobis Film

In der DDR wurden sogenannte politische Gefangene oft monatelang inhaftiert, ohne je einen Richter zu sehen, einzig Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit bekamen sie zu Gesicht. Noch heute erzählen ehemals Inhaftierte von der psychischen Folter, der sie unterzogen wurden. „Unrechtsstaat“ ist heute eine gängige Definition der DDR.

Die USA? Ein Staat, in dem das Gesetz mit Füßen getreten wird? Oder kommt es auf die Schwere des Verbrechens an, ob Menschenrechte für Verdächtige gelten?

Eine wahre Geschichte

Mohamedou Ould Slahi soll rund 3000 Leben auf dem Gewissen haben, ohne ihn hätte es die Terroranschläge am 11. September 2001 nicht gegeben. Sagen die, die in den USA die Macht haben, jemanden auf eine kubanische Insel wegzusperren. Der Film „Der Mauretanier“basiert auf den Bestseller-Memoiren des ehemaligen Häftlings.

Mehr als 15 Jahre saß Mohamedou im Gefängnis, 14 in Einzelhaft auf Guantanamo. Nie wurde Anklage gegen ihn erhoben, nie wurde er verurteilt. Zu mehreren Geständnissen wurde der Mauretanier unter Folter gezwungen: Waterboarding, Vergewaltigung, Schlafentzug, Körperverletzung, psychischer Terror. Man habe seine Mutter verhaftet, sie würde als einzige Frau nach Guantanamo verlegt werden …

Jodie Foster spielt in „Der Mauretanier“ Slahis Verteidigerin, der Brite Benedict Cumberbatch irritierenderweise den US-amerikanischen Ankläger. Beide finden ganz im Stil eines jeden Justiz-Thrillers nach und nach heraus, wie unmenschlich Slahi behandelt wurde. Dass dabei Berge von Akten durchwühlt werde müssen, ist für Fans dieses Genres selbstverständlich. Herausragend ist in dem konventionellen Streifen die Leistung von Tahar Rahim, der Mohamedous Zerbrochenheit nie als endgültig erscheinen lässt. Im Nachspann zeigt sich der echte Mohamedou Oulds Slahi voll Lebensfreude und -willen.

Es ist nicht die Machart, nicht der Pathos, nicht die Holllywood-Professionalität, die den Film sehenswert machen. Dieses Stück Zeitgeschichte lässt einen ob der Unfassbarkeit der Geschichte einfach verstört zurück.

Bis heute hat kein US-Präsident das heftigst umstrittene Gefangenenlager Guantanamo geschlossen.

Von Mariella Moshammer

Das könnte Sie auch interessieren