Verwaiste Hausarzt-Ordinationen bedrohen wohnortnahe Versorgung

Nachbesetzungen immer schwieriger — Senioren besonders betroffen

675 Allgemeinmediziner und 455 Fachärzte arbeiten aktuell in Oberösterreich im niedergelassenen Bereich. Vor allem für Senioren ist die Versorgung vor Ort wesentlich, da sie in ihrer Mobilität oftmals stark eingeschränkt sind.

Der OÖ Seniorenbund (OÖSB) ortet in den kommenden Jahren einen großen Versorgungsmangel. Denn bis Ende 2022 werden 104 Ärzte im Land ihr 65. Lebensjahr erreicht haben, wie OÖSB-Obmann Josef Pühringer betont.

Und die Stellen nachzubesetzen wird (vor allem am Land) zusehends schwieriger, weil sich auch immer weniger Jungmediziner für dieses Berufsbild entscheiden — aktuell um zwei Drittel weniger als vor 15 Jahren.

30 offene Stellen gebe es derzeit. Selbst in „attraktiven“ Regionen wie Braunau oder Mattighofen müssen Stellen bis zu 20 Mal ausgeschrieben werden, ehe eine Nachbesetzung möglich ist. Pühringer fordert daher eine Attraktivierung des Berufes und Mitsprache in den Krankenkassen in allen Gremien, damit wohnortnahe Versorgung auch künftig möglich ist.

Die Gründe für die schwierigen Nachbesetzungen ortet Oberösterreichs Ärztekammer-Direktor Felix Wallner u. a. im Studiensystem und im Wegfall der Hausapotheken als Anreiz. „Viele ausländischen Studenten kehren nach Abschluss ihres Studiums in ihre Heimatländer zurück“, kritisiert er.

Verträge an junge Bedürfnisse anpassen

Die Gesundheitskasse (ÖGK) reagiert mit einem 7-Punkte-Programm auf den Ärztemangel, wie Michael Pecherstorfer, Vorsitzender ÖGK Landesstellenausschuss, betont. Allerdings können 96 Prozent der Stellen ohnehin nachbesetzt werden. Das Programm betrifft etwa die Verbesserung der Einkommen, oder dass Ärzte länger im System gehalten werden sollen.

Ein Punkt umfasst die Umstellung auf moderne Kassenverträge, die auf „junge Bedürfnisse“ abgestimmt sind. Denn immer mehr Ärztinnen drängen in den Beruf, vor allem für sie sind Teamwork und Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig. Die vom Land OÖ forcierten Primärversorgungseinheiten begünstigen dies.

Wichtige Ausbildung

Zudem ist es wichtig, „junge Menschen für die Ausbildung zu begeistern“, so Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander. Ein Ziel im Gesundheitssystem sei es, den Menschen mehr gesunde Lebensjahre zum ermöglichen. In allen Regionen gebe es eine gute und stabile Gesundheitsversorgung, betont sie und weist auch auf die gute Spitalslandschaft und die aktuellen Investitionen in die Infrastruktur der Krankenhäuser. Rund 450 Mio. Euro werden in den kommenden Jahren für die Modernisierung bereitgestellt.

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