Verzweifelte Suche nach gelungener Beziehung

„Glückliche Tage“ von Beckett in der Theater-Scheune Wilhering

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zweitspiel_by_valentin_kochhuber.jpg © Valentin Kochhuber

Was ist ein „glücklicher Tag“? Was gehört dazu, äußerlich und innerlich? Kann man das Glück erzwingen? Darum dreht sich das Zwei-Personenstück „Glückliche Tage“ von Samuel Beckett. Eine eindrucksvolle Inszenierung dieses 1962 entstandenen Beziehungstextes lieferten die Schauspielerin Verena Koch und der frühere Chefdramaturg des Linzer Landestheaters Franz Huber am Dienstag in der Scheune des Stiftes Wilhering.

„Zwei-Personen-Stück“ trifft es eigentlich nicht ganz, es ist größtenteils ein Monolog der Frau namens Winnie im „Herbst“ ihres Lebens. „Willi“ ist nur gelegentlicher Stichwortgeber, aber in dieser Funktion entlarvend für die erloschene Beziehung. Winnie sucht verzweifelt Beachtung von Willi, dass er ihr antwortet oder wenigstens zuhört. Aber in der Wilheringer Inszenierung — sehr authentisch von Almuth Hattwich und Isabella Reder — bleibt Willi sowohl körperlich als auch mental weitgehend hinter einem grauen Vorhang verborgen. Wiederum symbolhaft für die Beziehung.

Winnie sitzt, eingehüllt in eine dicke Decke und offensichtlich bewegungsunfähig, auf ihrem Stuhl, neben sich in einem schwarzen Sack die ihr noch verbliebenen „wichtigen“ Utensilien wie Zahnbürste, Lippenstift oder Spiegel. Und sie versucht krampfhaft, sich ihre Situation — also den jeweiligen Tag — schön und glücklich zu reden. Immer wieder aber bricht Verzweiflung durch bis zum Schluss mit dem Sehnsuchtslied nach Liebe.

Wandlungsfähige Mimik

Verena Koch versteht es meisterhaft, die rasch wechselnden Stimmungen der Winnie in ihrem Gesicht widerspiegeln zu lassen, denn viel mehr an „Action“ steht ihr nicht zur Verfügung. Aber gerade diese wandlungsfähige Mimik zeichnet ihre Darstellung und damit den Theaterabend aus.

Anhaltender Applaus nach 65 Minuten und wohl bei so manchem Paar im Publikum die Frage, wie „glücklich“ die eigene Beziehung denn ist.

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Verena Koch und Franz Huber jedenfalls werden mit ihrer Produktion nun Gastspiele auf diversen Bühnen absolvieren.

von Werner Rohrhofer

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