Volkskultur, eine Bestandsaufnahme

Präsident Herbert Scheiböck über Entwicklungen und die neue Struktur

Herbert Scheiböck (kl.Bild) und Tänzer beim Fest der Volkskultur

25 Verbände, mehr als 3500 Vereine und rund 120.000 Mitglieder fasst das Forum Volkskultur unter einem Dach zusammen. Es sei seit seiner Gründung 1992 ständig gewachsen, so Präsident Herbert Scheiböck im VOLKSBLATT-Gespräch: „Zuletzt hinzugekommen sind die Jagdhornbläser. Mit den Stachelschützen ist gerade etwas am Laufen.“

Was die Mitgliederzahlen anbelangt, so zeigen sich hingegen große Unterschiede: Zu den größten zählt der Blasmusikverband und da sei die Jugend dominierend, so Scheiböck. „Früher waren die Kapellen mit 20 bis 25 Leuten besetzt, heute sind es 50.“

Mit den Trachtlern etwa sei das Salzkammergut sehr gut dran, am Land tue sich in Sachen Volkskultur naturgemäß mehr als in Ballungszentren. Bei den Chören, immerhin 1000 in OÖ, sind die Mitgliederzahlen zum Teil bedrohlich rückläufig, speziell bei Männer- und bei Kirchenchören.

„Da spielen Überalterung, aber auch Corona eine Rolle“, sagt Scheiböck, der selbst mehrfacher Chorleiter ist: „Nachdem die Leute ein Jahr zuhause waren, sagen manche: Jetzt geh’ ich nicht mehr fort. Da kämpfen schon einige ums Überleben.“ Statt wöchentlicher Treffen gebe es in Vereinen vielerorts Projektarbeit: „Die Jugend will sich nicht mehr so fest binden, die kommen lieber für einzelne Projekte zusammen.“

„Lichtblick“ Landjugend

„Mein Lichtblick ist immer wieder die Landjugend, ein großer Verband, der gewaltige Aktivitäten setzt und seine Leute vereinlich super ausbildet.“ Viel Respekt habe er vor kleinen Verbänden wie den Flur- und Kleindenkmalforschern oder auch vor einzelnen Museen: „Großartig, was die auf die Füße stellen und das, wo sie im Gegensatz zu vielen anderen keine Bühne haben, auf der sie sich präsentieren können.“

„Mir ist immer wichtig gewesen, dass der Zusammenhalt funktioniert, sich die Leute untereinander verstehen und miteinander — auch in der Gesamtheit der Volkskultur — etwas bewegen.“ Der Musiker, Kapellmeister und Chorleiter hat sein (Ehren)Amt 2007 übernommen. Das Talent zum Singen will er von der Mutter geerbt haben. Die habe es sich aber damals nicht leisten können, ihn zu den Wiener Sängerknaben zu schicken. Seit seiner Pensionierung bei der Telekom widmet sich der gelernte Tischler ganz dem Forum Volkskultur. Und ist dabei viel draußen vor Ort in den einzelnen Vereinen, manchmal auch als Mediator unter Konkurrenten.

Seit 1995 gibt es das Fest der Volkskultur, das vom Forum koordiniert wird, quasi als regelmäßig wiederkehrende Leistungsschau, bei der sich alle Verbände und Vereine präsentieren können: „Jeder zeigt, was er macht, von Konzerten über Dichterlesungen bis zu Ausstellungen usw.“ Dieses Jahr wird dort auch das 30-jährige Bestehen des Forums gefeiert.

Nicht in Stein gemeißelt

Mit der Ausgliederung des Forums aus dem Bereich des Landes entsteht eine neue Struktur. Den neuen Generalsekretär Klaus Landa, Geschäftsführer des Verbundes OÖ. Museen, finde er äußerst sympathisch, Landa sei „in die Gesamtheit der Volkskultur involviert, der Museumsverbund ist gut aufgestellt.“ Die neue Form ist für Scheiböck aber nicht in Stein gemeißelt: Es gäbe jetzt erst einmal eine zweijährige Übergangsphase. „Wenn das nicht funktioniert, müssen wir eh wieder reden.“ Er hofft darauf, dass Elisabeth Mayr-Kern von der Abteilung Kultur des Landes OÖ, die bisher die Funktion der Generalsekretärin innehatte, auch weiterhin ein offenes Ohr für die Volkskultur haben werde. Scheiböck selbst wurde heuer 70 und will sich in den nächsten beiden Jahren nach und nach verabschieden, Nachfolger hat er im Kopf, Namen will er aber noch nicht nennen: „Es gibt sicher Persönlichkeiten, die das übernehmen können.“

Von Melanie Wagenhofer

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