„Volkskultur ist für mich Lebensqualität und ein Standortfaktor“

Klaus Landa, Geschäftsführer des Forum Volkskultur, über eine große Vielfalt, die er bekannt machen will

Klaus Landa,Geschäftsführer desForum Volkskultur
Klaus Landa, Geschäftsführer desForum Volkskultur © Land OÖ/Max Mayrhofer

Er ist Chorsänger, Leiter der ARGE Regional- und Heimatforschung OÖ und Geschäftsführer des Verbundes OÖ Museen. Seit kurzem leitet er auch das vom Land ausgegliederte Forum Volkskultur.

Erste Museumserfahrung hat der studierte Historiker und Germanist in Salzburg gesammelt und im Stift Lambach zum 950-Jahr-Jubiläum seine erste große Schau kuratiert. Klaus Landa (48) aus Perg im Interview.

VOLKSBLATT: Haben Sie sich schon eingearbeitet?

KLAUS LANDA: Momentan habe ich sehr viele Termine. Aber wir kriegen Verstärkung im Team — die Assistenz für 40 Stunden ist ausgeschrieben —, dann sind wir wieder sehr gut aufgestellt. Die neuen Strukturen müssen jetzt einmal ins Laufen kommen.

Was bringt die Ausgliederung der Volkskultur aus Ihrer Sicht?

Es gibt jetzt eine eigenständige Geschäftsstelle für die Volkskultur, eine Servicestelle, das war ja der Wunsch des Landes und des Landeshauptmannes. Elisabeth Mayr-Kern von der Kulturdirektion des Landes hat das bisher sehr gut betreut, aber natürlich gemeinsam mit vielen anderen Agenden. Als Verein kann man jetzt auch anders agieren und reagieren als ein Amt, vielleicht auch schneller oder spontaner entscheiden.

Bei den Volkskultur-Verbänden regt sich Widerstand gegen die Ausgliederung und die neue Struktur. Manche fühlen sich scheinbar übergangen.

Manche hätten sich gern im Vorfeld umfassender informiert. Ich denke, dass es wichtig ist, dass man so etwas dann kommuniziert, wenn es unter Dach und Fach ist. Ich war vorher schon durch den Museumsverbund im Forum Volkskultur involviert, und jetzt spreche ich nach und nach mit den einzelnen Verbänden. Die Gespräche sind bis jetzt recht gut und konstruktiv verlaufen. Ich habe keinen Gegenwind gespürt.

Was bedeutet Ehrenamt?

Für ganz viele bedeutet es, etwas Sinnvolles zu tun, das freilich auch Spaß machen muss. Früher war es eher so, dass, wenn der Vater bei einem Verein war, ist der Sohn dann auch dazugekommen. Das nimmt tendenziell schon ab. Die Jugendlichen entscheiden noch mehr nach Interesse oder wo ihre Freunde dabei sind. Der Unterschied zu früher ist auch, dass die Bereitschaft, sich langfristig an eine Institution oder einen Verein zu binden, abnimmt. Man macht bei einem Projekt mit, wenn es einem taugt, dann bleibt man, sonst geht man wieder. Das ist schon ein Unterschied zum klassischen Ehrenamt, wie man es jetzt kennt. Tendenziell nimmt auch die Bereitschaft ab, in Vorstände zu gehen und damit auch Verantwortung zu übernehmen.

Wie kann man dem entgegenwirken?

Indem man Jüngere auch einmal etwas machen lässt, ihnen etwas zutraut, ihnen aber auch sagt, du bist der Verantwortliche dafür. Das ist auch für Ältere nicht immer leicht, das verstehe ich schon. Wenn man die Jungen ernst nimmt, dann glaube ich, dass sie das auch gern machen. Es gibt zudem viele Möglichkeiten in der Aufgabenverteilung, wir sind da gern Ansprechpartner. Auch Kooperationen von Vereinen in einem Ort untereinander können sinnvoll sein.

Der Präsident des Forum Volkskultur, Herbert Scheiböck, hat mir gesagt, dass die neue Struktur nicht in Stein gemeißelt sei, sondern eine Übergangsphase durchlaufe.

Die Vereinbarung, die mit dem Forum, dem Verbund OÖ Museen und der Landeskulturdirektion getroffen wurde, ist jetzt einmal auf zwei Jahre. Diese Phase wird begleitet vom Land. Wir glauben, dass das ein gutes Konstrukt ist, aber es gibt eine Probezeit, wo man schaut, bewährt sich das, was muss man vielleicht anders machen. Das soll ja nicht zwangsweise einfach über die Landesverbände drübergestülpt werden.

Was sind Ihre Ziele?

Ein vorrangiges Zeil ist sicher, die volkskulturellen Verbände und die Volkskultur in ihrer Vielfalt stärker in den öffentlichen Fokus zu rücken. Dafür wollen wir stärker in den Social Media Bereich einsteigen. Im September wird die schon länger eingereichte Volkskultur-App präsentiert. Wir werden die Homepage des Forums neu aufstellen und ebenso wie den Facebook-Account mit Inhalten füttern und möchten später auch auf Instagram starten. Für mich sind auch neue Formate vorstellbar, die sich etwa einem Jahresthema widmen könnten. Die einzelnen Verbände könnten mehr gemeinsame Veranstaltungen machen — das Fest der Volkskultur ist da ein Best Practice-Beispiel. So könnte man auch neue Leute erreichen und sich die Arbeit pragmatisch aufteilen. Wir sind da, um zu netzwerken, die Leute zusammenzuführen, auf Ideen zu bringen oder einfach zu begleiten. Wir können Fachleute vermitteln oder die Vereine bei bürokratischen Dingen wie Förderansuchen unterstützen. Ich baue da auf unsere Erfahrung.

Auch Weiterbildung ist ein wichtiges Thema …

Ja, weil man damit viel Qualität und neue Ideen reinbringt. Da gibt es mit der Akademie der Volkskultur eh schon viel, aber da könnte man noch mehr anbieten, etwa neue Formate. Das könnte auch für die Jungen interessant sein, weil man viel davon auch im Berufsleben später nutzen kann. Mit Online-Formaten, die sicher bleiben werden, ist da jetzt auch vieles leichter machbar.

Wie hat sich Corona sonst ausgewirkt?

Die Vereine, die vor Corona recht aktiv, kreativ und offen waren, die haben diese Zeit relativ gut überbrückt und starten jetzt wieder motiviert durch. Diejenigen, wo es vorher schon gekriselt hat, da hat sich das oft tendenziell verstärkt, dass die den Start nicht mehr so leicht schaffen.

Wie sieht es aus Ihrer Sicht generell mit dem Interesse an der Volkskultur aus?

Ich glaube, dass das Interesse wieder steigt, dass man wieder stärker auf das Regionale schaut, was tut sich im Ort und dass die Leute, nachdem zwei Jahre wenig los war, gemerkt haben, wie arm wir eigentlich sind ohne Kulturleben, ohne Volkskultur. Schon seit Längerem boomen etwa der Heimatforscher- oder der Kustodenlehrgang für Museen, da kommen auch die Jungen. Sie bringen auch neue Ideen ein, Volkskultur lebt ja auch vom Wandel, soll ja auch lebendig sein.

Das Fest der Volkskultur ist ein zentrales Ereignis. Wie bringen Sie sich ein?

Da ist natürlich schon viel geplant, weil es ja eigentlich schon viel früher hätte stattfinden sollte. Jetzt finalisieren wir das Programm gemeinsam mit Frau Mayr-Kern und den Mollnern vor Ort. Wir wollen das Fest auch noch ein bisschen öffnen und auf Verbände zugehen, die sich bisher noch nicht so beteiligt haben.

Mit KLAUS LANDA sprach Melanie Wagenhofer

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