War sie nicht eine „coole bitch“?

„Ach, Sisi“ – das Volkstheater blödelt rund um die Kaiserin

Sisi geht in Österreich irgendwie immer ...
Sisi geht in Österreich irgendwie immer ... © Volkstheater/Marcel Urlaub

Man kann es als Verzweiflungs-Unternehmen werten. Das Volkstheater leidet unter seinem derzeitigen Direktor Kay Voges an permanenter Erfolglosigkeit.

Das Wiener Publikum mag das Gebotene nicht. Wenn man allerdings „Sisi“ in den Titel stellt, eine der legendärsten Frauengestalten der österreichischen Geschichte, die gerne mit ihrer Filmverkörperung Romy Schneider verwechselt wird — vielleicht kommen die Leute dann?

Immerhin, schon die Premiere von „Ach, Sisi“, aufgeteilt in 99 Szenen, hatte einen volleren Zuschauerraum als sonst im gegenwärtigen Volkstheater üblich.

Es gibt keine Kaiserin Elisabeth pur

Dabei gibt es natürlich keinesfalls Kaiserin Elisabeth pur, ernsthaft, am Ende gar huldigend, im Gegenteil. Autor und Regisseur Rainald Grebe, vordringlich als Comedian definiert (und solcherart auch agierend), liefert eine Show mit viel Musik (wobei Elisabeths berüchtigt schlechte Gedichte vertont wurden und heftig ins Publikum geschmettert werden), mit vielen Kabarett-Szenen, überbordendem Geblödel und nur ganz wenigen Anstalten, sich wirklich mit der widersprüchlichen und darum durchaus interessanten Persönlichkeit von Kaiserin Elisabeth auseinanderzusetzen. Allein, dass die „Lange Sisi-Nacht“ eines Privatradios den Rahmen des Abends bildet, zeigt, welchen Geistes Kind das Gebotene ist.

Ansätze von Verständnis für das Naturkind

Immerhin — 99 Szenen, so kurz sie jeweils sein mögen, kann man nicht nur „füllseln“, da muss auch von Elisabeth die Rede sein, und da merkt man doch, dass sich der Autor mit ein paar Fachleuten unterhalten hat.

So gibt es Streiflichter auf ihr Wesen und ihr Dasein, sie wird als „coole bitch“ bezeichnet, weil sie ihre Egozentrik so gnadenlos durchzog, aber es gibt auch Ansätze von Verständnis für eine Fünfzehnjährige, die als Naturkind in Bayern aufwuchs und quasi über Nacht in das gnadenlose Zeremoniell des Wiener Hofs gepresst wurde. Man reflektiert ihre Zwiespältigkeit, den Adel und das imperiale System einerseits zu verachten, andererseits auf Kosten ihres kaiserlichen Gatten ein Luxusleben jenseits des Vorstellbaren zu führen …

Aber all die richtigen Erkenntnisse über die Wiener Tourismus-Ikone Elisabeth (und ihre Fans bis heute) gehen in der turbulenten Show unter, die sich auch Geschmacklosigkeiten leistet (etwa ihre Ermordung im Stil einer Comedy-Szene darzustellen).

Ein unermüdliches Ensemble, in dem sich auch der in Oberösterreich aufgewachsene Christoph Schüchner befindet, ist pausenlose zweieinhalb Stunden auf Trab, um einen Abend durchzupeitschen, dem man das wahre Interesse an seiner Figur nicht so recht glaubt. Es geht nur um den Namen als Werbeobjekt: „Sisi“ zieht bekanntlich immer.

Vorstellungen: 16., 21., 25. Jänner

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