Was „nachher“ möglich wäre

Waltraut Cooper
Waltraut Cooper © Gerlinde Proier

1 Jahr Corona, das VOLKSBLATT schickte Fragen an namhafte Kunst- und Kulturmenschen. Die Linzer Lichtkünstlerin Waltraut Cooper sprengte das strenge Fragenkorsett und ließ Gedanken fließen.

Cooper, studierte Mathematikerin und Physikerin, gilt auch als Pionierin der digitalen Kunst. Internationales Aufsehen erregte sie u. a. mit ihrer „Regenbogentrilogie“, zentral im Werk die Hoffnung auf Weltfrieden.

Die eigene Situation:

Vor Corona war ich als international tätige Lichtkünstlerin mit großräumigen Projekten beschäftigt. Das bedeutete u.a. Termine, Besichtigungen und Besprechungen vor Ort, Reisen. Durch die Corona-Pandemie fehlten plötzlich alle Voraussetzungen und ich begann nach und nach, die Zeit anders zu nützen, Details auszuarbeiten, Konzepte zu Ende zu bringen und neue zu entwickeln.

Kurz, ich startete, für die Zukunft zu planen. Hoffnung machten mir dabei u. a. die vielen Künstlerfreunde, die sich engagierten, um sich selbst und andere verantwortungsvoll zu schützen, schlichtweg durch Einhaltung der Regeln. Nur so kann man zu einem Ende der Pandemie beitragen.

„Querdenker“:

Eine Berliner Kollegin, eine Schriftstellerin, erzählte mir schockiert von der Corona-Demonstration im November, die zusammen mit der in Leipzig um die 20.000 neue Coronafälle zur Folge hatte. Zwei Demos weniger und 20.000 Coronafälle weniger! Eine Studie lässt nun vermuten, dass die Corona-Demos als „Superspreader-Events“ kräftig zur „Zweiten Welle“ beitrugen.

Zur Lage der Künstler:

Heute klagen viele Künstler über ungeahnte Probleme. Zahllose Menschen verloren ihre Arbeit. Die Wirtschaft hat gelitten. Die Ärmsten der Armen wurden noch ärmer: Corona hat die Welt verändert. Sie jetzt in positivem Sinne zum Wohle aller neu zu gestalten, ist die größte Hoffnung und Herausforderung weltweit.

So könnte etwa die Gelegenheit genützt werden, die Einführung eines bedingungslosen Grundgehalts für alle als solide Basis für den Wiederaufbau der Wirtschaft und einen guten sozialen Zusammenhalt zu nutzen. Die ersten diesbezüglichen Versuche könnte man mit Künstlern starten.

Solidarität?

Als Künstlerin darf ich mir Ideen erlauben: Die stärksten Gewinner der Corona-Pandemie vergeben einen Teil ihrer Gewinne an die am schlimmsten betroffenen Verlierer — im Rahmen eines Wettbewerbs: Wer von den reichsten Milliardären am meisten an die Ärmsten der Armen spendet und so alle anderen übertrifft, wird für den nächsten Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Als Künstlerin darf ich dazu noch eine Frage stellen: Für wen hat Gott die Welt erschaffen: Für einige Milliardäre, die mehr besitzen als die Hälfte der ärmeren Menschheit, oder für alle Menschen?

Das könnte Sie auch interessieren