Wechselspiel der großen Stimmen

Waltraud Meier und Günther Groissbock begeisterten beim Brucknerfest

Waltraud Meier und Günther Groissböck, begleitet von Sir Antonio Pappano
Waltraud Meier und Günther Groissböck, begleitet von Sir Antonio Pappano © Reinhard Winkler

Der Große Saal des Linzer Brucknerhauses füllte sich am Mittwochabend für ein besonderes Konzert, das mit großartig ausgewählten internationalen Künstlern aufwartete: Die Mezzosopranistin Waltraud Meier aus Würzburg debütierte bereits 1976 an der dortigen Oper und wurde zur gefeierten Wagner-Interpretin und zu einer der großen Liedsängerinnen unserer Zeit.

Der in Waidhofen geborene Günther Groissböck begeistert als unverwechselbarer Bassist auf vielen Opern- und Konzertbühnen der Welt.

Sir Antonio Pappano als wunderbarer Begleiter

Dazu Sir Antonio Pappano, der charismatische Dirigent im Opern- wie im Konzertrepertoire, als Wundertäter am Klavier. Der vielfach Ausgezeichnete ist seit 2002 Musikdirektor des Royal Opera House in London und seit 2005 Chefdirigent des Orchestra dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom.

Die interessante Liedauswahl des Abends stellte auch den Bezug zu Anton Bruckner her, der dem Klavierlied eigentlich kaum Beachtung schenkte. Gefragt, warum er denn keine Lieder so wie Brahms komponiere, antwortete Bruckner einst: „I könnt’s schon, wenn i wollt’, aber i will nit.“ Der Abend begann mit drei Liedern von Hans Rott (1858-1884), der ein begabter, leider jung verstorbener Bruckner-Schüler war. Günther Groissböck setzte mit atemberaubender Ausdruckskraft die Texte von Johann Wolfgang von Goethe in Szene: „Der Sänger“ in sechs Strophen; „Geistesgruß“ und „Wanderers Nachtlied“.

Es folgten drei Lieder von Bruckner, die in ihrer Schlichtheit den Text von Emanuel Geibel (1815-1884) einprägsam auch mit Zeilen-Wiederholungen verdichteten. „Herbstkummer“ in zarter Farbigkeit entlang der Jahreszeit — „obs Röslein erträgt – das eisige Weh?“ Im Lied mit Text von August von Platen: „Mein Herz und deine Stimme verstehn sich allzugut!“ Groissböcks musikalischer Ausdruck, seine Stilsicherheit und Textdeutlichkeit beeindruckten auch in diesen schlichten Liedern.

Für Begeisterung bei der Zuhörerschaft sorgten auch die folgenden Lieder von Hugo Wolf — drei Gedichte von Michelangelo: „Wohl denk ich oft“, „Alles endet, was entsteht“, „Fühlt meine Seele“. Für den weiteren Verlauf der Hugo Wolf-Lieder kam Waltraud Meier mit ihrem zarten und wendigen Mezzosopran zum Einsatz. Ihre glockenhellen hohen Stimmeinsätze verraten eine große Stimmvergangenheit.

Nach der Pause wechselten sich die großartigen Sänger ab: bei Gustav Mahlers zwölf ausgewählten Liedern aus „Des Knaben Wunderhorn“ — Groissböck passend mit „Kukuck und Nachtigall“; Meier mit „Bald gras’ ich am Neckar“ zart und lieblich, im gelungenen Wechselspiel bei „Schildwache Nachtlied” (Bass) oder „Mutter, ach Mutter, es hungert mich“(Sopran). Überzeugend die Bühnenpräsenz der beiden Künstler, dazu der wunderbar agierende Pianist. Ein Sturm von Begeisterung tobte durch den Saal, man erklatschte sich noch je ein Solo und schließlich ein überraschendes Duett.

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