Weichensteller für das moderne OÖ

Zum 100. Geburtstag von Landeshauptmann a. D. Erwin Wenzl – dem Löwen

Erwin Wenzl, der Löwe
Erwin Wenzl, der Löwe © APA/ÖVP OÖ

Er konnte zwei scheinbar gegensätzliche Welten verbinden: Tradition, Heimatliebe, galt persönlich als konservativ, wurde aber zum Weichensteller für das moderne Oberösterreich in den 1970er-Jahren, denn Modernität und technischer Fortschritt waren genauso seine Sache.

Die Rede ist von Landeshauptmann Erwin Wenzl, der am 2. August 1921 im niederösterreichischen Annaberg geboren wurde und am Montag seinen 100. Geburtstag feiern würde.

Arbeit für alle wurde zum Credo Nr. 1

Erwin Wenzl kam durch den Arbeitsplatzverlust seines Vaters, eines Bergmannes, mit seiner Familie ins oö. Wolfsegg. Der Arbeitsverlust seines Vaters war für sein ganzes Leben prägend: „Arbeit für Alle“, wurde sein politisches Credo Nummer eins.

Erwin Wenzl, maturierte am Kollegium Petrinum, mit seinem späteren sozialdemokratischen Widerpart LH-Stellvertreter Rupert Hartl. Er studierte in Innsbruck Jus, kam als junger Jurist zum Raiffeisenverband und wurde nach dem plötzlichen Tod seines Mentors, Landesrat Felix Kern, 1955 Mitglied der Landesregierung. Er bekam ein Riesenressort, heute würde man sagen, er war der Infrastrukturminister von OÖ, Baureferent mit Leib und Seele. Neues zu planen und zu bauen ist ein Dienst am Bürger und eine gute Infrastruktur ist Voraussetzung für die Lebensqualität der Menschen und Voraussetzung für eine aufstrebende Region und deren Wirtschaft, so sein Programm.

Mehr als 100 Ortsumfahrungen, der Autobahnbau und sechs Donaubrücken stehen in seiner Bilanz. Aber auch der ländliche Raum mit seinen Güterwegen und landwirtschaftlichen Zufahrten war ihm besonders wichtig. Denn es dürfe nie, so sein politisches Bekenntnis, Oberösterreicher zweiter Qualität geben, die Bewohner des ländlichen Raums müssen wie die Städter alle Chancen vorfinden.

Bau von Verkehrs- und geistiger Infrastruktur

Erwin Wenzl bemühte sich nicht nur um die Verkehrsinfrastruktur, sondern auch um die geistige Infrastruktur des Landes. Ihm war bewusst, dass Investitionen in gute Ausbildungsstätten für die Zukunft eines Landes unverzichtbar sind. Wie ein Löwe hat er für die Ansiedlung höherer Schulen in allen Bezirken und für die Johannes Kepler Universität (gemeinsam mit Heinrich Gleißner und Bürgermeister Erich Koref) gekämpft. An sein bildungspolitisches Engagement erinnern das Erwin-Wenzl-Haus (Bildungshaus St. Magdalena) und der Erwin-Wenzl-Preis, mit dem Spitzenleistungen vom Lehrling bis zum jungen Wissenschaftler ausgezeichnet werden.

Schon 1972 rief er ein Umweltschutzjahr aus, weil er wusste, dass Ressourcen begrenzt sind und Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung zentrale politische Themen werden.

1966 wurde Erwin Wenzl LH-Stv. und folgte 1971 dem legendären Langzeit-Landeshauptmann Heinrich Gleißner nach. Schon drei Jahre zuvor war er Landesparteiobmann der österreichischen Volkspartei geworden.

Als Landeshauptmann war er glühender Föderalist, der stets dem Bund selbstbewusst gesagt hat, was Sache ist und wo den Bürgerinnen und Bürgern der Schuh drückt. Er hat sich stets für mehr Rechte der Bundesländer und für eine moderne Verfassung eingesetzt.

Im Land war er nicht nur Brückenbauer im Verkehrsbereich, sondern auch zu anderen weltanschaulichen Gruppierungen, zur Wissenschaft und zur Wirtschaft, denn schon damals zeichnete sich ab, dass OÖ das Industrieland und Wirtschaftsland der Republik werden würde. Verbinden, Brücken bauen, das schafft soziale Sicherheit. Schon in seiner Antrittsrede am 3. Mai 1971 im oö. Landtag sagte Wenzl: Fünf Jahre Militär und Kriegszeit haben mich gelehrt, dass Friede, Freiheit und soziale Sicherheit die höchsten Ziele der Staatskunst sind.

Blickt man auf die kurze Zeit als Landeshauptmann und auf die lange Zeit als Regierungsmitglied (1955 bis 1977) zurück, ist sein Kampf um die Erhaltung der Generaldirektion der voestalpine in Linz und sein Einsatz für das ORF Landesstudio zu erwähnen. Wenzl war es auch, der den jungen Juristen Josef Ratzenböck in die ÖVP aufnahm, der zu seiner rechten Hand und später zu seinem Nachfolger wurde.

Sein JA war ein JA, sein NEIN ein NEIN

Erwin Wenzl war ein Mann mit absoluter Handschlagqualität, ein Mann mit klaren Grundsätzen, Werten und Überzeugungen, kein Mann des schnellen Wortes, aber ein Mann, der zuhören konnte und der seinem Gegenüber etwas zu sagen hatte. Man wusste immer, woran man war: Sein JA, war ein JA, sein NEIN, ein NEIN. Er selbst stand auf dem festen Fundament seiner christlichen Weltanschauung, er hatte immer Respekt und Wertschätzung auch für jene, die eine andere vertraten. Er machte Politik mit offenen Visier, ehrlich, mutig, geradlinig. Er kämpfte für seine Überzeugungen, ohne andere dabei zu verletzen. Erwin Wenzl stand zu seinen Grundsätzen, was in der Mitgliedschaft bei den österreichischen CV- und MKV-Verbindungen deutlich zum Ausdruck kam. Nicht zu vergessen ein Satz aus seiner Rede bei einer Landesparteikonferenz in der Ennser Stadthalle: „In der Allerheiligen-Litanei werden nicht die Lavierer, sondern die Bekenner und Märtyrer verehrt.“

Erwin Wenzl, der im Zuge des Landtagswahlkampfs 1973 vom „Steyreranzug-Träger“ zum Honda-Fahrer und Löwen mutierte, wird zurecht als ein Weichensteller für das moderne Oberösterreich bezeichnet.

Gastkommentar von LH a.D. Dr. Josef Pühringer

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