„Welche Chöre wird es vielleicht nicht mehr geben? Das beschäftigt uns“

Chöre stehen in den Startlöchern — Keine Konzerte zu Ostern

Es wäre für die Kirchenchöre die wichtigste Zeit des Jahres. „Die ganzen Kirchenchöre hätte zu Ostern ihre Hochzeit, in der Karwoche beginnend“, sagt Harald Wurmsdobler, Präsident des Chorverbands Oberösterreich.

„Davor gibt es verschiedene Passionskonzerte, die auf den Programmen der Veranstalter stehen.“ Auch die seien ausgefallen. Die Zeit nach dem Fasching würde normalerweise genutzt, um die Frühjahrskonzerte vorzubereiten, die im Mai starten würden.

„Seit November 2020 stillgelegt“

Doch der Chorbetrieb steht still. „Der einzige Chor, der probt hier im Land, das ist der Chor des Musiktheaters als professionelles Ensemble. Alle anderen sind seit November 2020 stillgelegt.“ Und dieser Zustand werde sich, so wie es ausschaut, auch noch verlängern, ist sich der 46-Jährige sicher. Ausschließlich im liturgischen Kontext dürfen derzeit vier Sänger agieren. „Aber das würde man eher als Ensemble bezeichnen und nicht als Chor.“

Die Sehnsucht der Sänger werde immer größer, sagt Wurmsdobler: „Die Chöre stehen bereit, freuen sich auf einen Start, auf die Wiederaufnahme der Probentätigkeit.“ Bei Unter-18-Jährigen gibt es nun die Möglichkeit, in Gruppen bis zu zehn Personen zu musizieren, als außerschulische Jugendarbeit.

„Ich bin kein Gesundheitsexperte, wir müssen uns natürlich darauf verlassen, was die Experten empfehlen.“Die Frage werde sich stellen, wo und wie man danach wieder anschließen wird können, sagt der Tenor: „Welche Strukturen werden noch vorhanden sein? Welche Chöre wird es vielleicht nicht mehr geben? Welche Ensembles werden den Wiedereinstieg nicht mehr schaffen? Das sind Fragen, die uns beschäftigen.“

Wird Veränderungen in der Chorlandschaft geben

Er gehe davon aus, dass es zu Veränderungen in der oberösterreichischen Chorlandschaft kommen wird. „Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen immer singen werden und dass sie sich wieder in Gruppen finden werden, um gemeinsam zu singen. Wir wissen, dass Singen, vor allem im Chor, gesundheitsförderlich ist. Aber ich gehe davon aus, dass es manche Chöre schwer haben werden mit dem Neustart, den Anschluss nicht mehr schaffen.“ Es gab auch Chöre, so berichtet Wurmsdobler, die sich jetzt aufgelöst haben. „Aber das gab es auch vorher.“

Vier, fünf Wochen Vorlaufzeit werden Chöre brauchen, bevor es wieder losgeht, gibt Wurmsdobler zu bedenken: „Wir müssen zuerst einmal schauen, wer kommt denn nach einem Dreivierteljahr wieder in die Chorprobe. Und wir haben bei den Chorsängern auch die ganze Breite — von Menschen, die sehr vorsichtig, vielleicht ängstlich sind, bis zu jenen, die sagen, das sei alles erfunden.“ Für einen Chor müsse man die aber wieder irgendwie zusammenbringen, da es ja auch um einen Dialog gehe. „Es ist nicht so, dass wir den Vorhang heben und es wird gespielt.“

Es sind an die 20.000 Menschen in Oberösterreich, die derzeit nicht gemeinsam singen können. Ob diese nun alleine zuhause singen, bezweifelt Harald Wurmsdobler. „Obwohl, es würde ihnen wahrscheinlich besser gehen, wenn sie es tun.“Als Sänger motiviert den Innviertler das Unterrichten im Oö. Landesmusikschulwerk. Wenn man jedoch die dritte Partie einstudiert und nicht weiß, ob sie gespielt wird, „sagt man, warten wir ‘mal, ob es überhaupt was wird und dann fangen wir an.“

Von Mariella Moshammer

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