Weltanschauung auf leuchtendem Plexiglas

Lentos Kunstmuseum zeigt Linda Bilda

Schon früh in ihrem Schaffen beschäftigte sich Linda Bilda mit der Malerei: o. T. / (The female Sex will be totally free), 1999
Schon früh in ihrem Schaffen beschäftigte sich Linda Bilda mit der Malerei: o. T. / (The female Sex will be totally free), 1999 © Ralf-Bodo Kliem 2020, Bildrecht, Wien 2020

Kinos zu, Theater zu, keine Konzerte und Opernaufführungen — (fast) einzig die Museen, die in Österreich derzeit Kultur bieten können. Und man bemüht sich redlich, viele der coronabedingten Lücken zu schließen. So etwa im Lentos Kunstmuseum Linz, wo im Untergeschoß nun die Ausstellung „Linda Bilda. Amor vincit omnia“ eröffnet wurde und — verlängert — bis 7. März 2021 zu sehen ist. Ebenfalls verlängert wurde die große Schau zu Franz Gertsch (bis 18. April).

Nachlass der früh Verstorbenen

Der Anlass für die Schau Linda Bilda ist ein trauriger. Überraschend und im Alter von nur 56 Jahren starb die Künstlerin im Mai 2019. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, ihren Nachlass aufzuarbeiten“, erklärt die Direktorin des Lentos, Hemma Schmutz, die gemeinsam mit Christoph Schäfer und Ariane Müller die Schau kuratiert hat. Zur Ausstellung — zu deutsch: „Die Liebe obsiegt“ — ist auch eine Publikation erschienen, die sich mit der großen Bandbreite der in Wien geborenen Künstlerin auseinandersetzt.

Bereits mit 19 Jahren hat sich die als Linda Czapka Geborene in Linda Bilda umbenannt. „Weil sie damals schon sehr viel gemalt hat“, so Schmutz. In ihren Anfangsjahren als Künstlerin habe Bilda auch Aktionen im öffentlichen Raum gemacht, wie etwa Verteilung von Geld und Essen. „Das waren quasi aktionistische Interventionen gegen die normale Ökonomie einer Gesellschaft, gegen den Kapitalismus.“

Mit „Artfan“ hat Bilda mit Ariane Müller eine der ersten Kunstzeitschriften gegründet, in dem ebenfalls gemeinsam gegründeten „Art-Club“ in Wien, ein selbstorganisierter Treffpunkt für Künstler, fanden Veranstaltungen statt. „Wichtig war immer, jenseits der bestehenden Institutionen zu agieren“, so Schmutz. Bilda selbst habe ihre Arbeit immer als einerseits politisch, andererseits populär beschrieben. „Ich denke, dass die Welt verändert werden muss und möchte die größtmögliche denkbare Veränderung“, schrieb sie in ihrer Publikation „Keep it Real“ (2009): „Haben wir nicht die Aufgabe, die Welt besser zu hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben?“

Die Gleichzeitigkeit von Popularität und Ignorieren des Kunstmarktes als Adressat zeigt sich deutlich in Bildas Comics und Graphic Novels. Schnell reagierte sie auf die Themen, die unsere Gesellschaft umtreiben, macht ihre Sicht im schnellen Strich verfügbar.

Der Mut, Ungedachtes zu denken und zu zeigen

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Ein Raum im Lentos widmet sich Bildas Langzeitprojekt. „Die goldene Welt“ wirkt wie das Zusammentreffen von Comics und Kirchen, eine ironische Auseinandersetzung mit den Wirkungsmenchanismen des Kapitalismus auf leuchtendem Plexiglas.

Bildas Werk, und das zeigt die Schau im Lentos eindringlich, glänzt durch eine immense Vielschichtigkeit, durch Neugier und Mut, Neues, bisher Ungedachtes zu denken und in die Welt zu bringen. Der Gedanke haftet in den Räumen: Was hätte Linda Bilda wohl noch für außergewöhnliche Ideen für uns gehabt?

Von Mariella Moshammer

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