Meinung

von Manfred Maurer

Wendepunkt

Kommentar zum Ukraine-Krieg.

Die Einnahme von Luhansk durch russische Truppen könnte mehr als vier Monate nach Beginn des als Blitzkrieg konzipierten Waffenganges die entscheidende Wende eingeleitet haben.

Gelingt auch die Eroberung der Donezk-Region, befindet sich der gesamte Donbass in russischer Hand. Putin wäre dann in der Lage, einen Sieg zu verkünden. Nach der Krim könnte er die 2015 abgespaltenen Separatistengebiete und weiteres Territorium im Süden der Ukraine als von „Nazis“ befreit erklären.

Tatsächlich ist das natürlich nur unter den Bedingungen des staatlichen Meinungsmonopols im faschistoiden Russland als Triumph kommunizierbar. Denn der zu zahlende Preis steht in keinem Verhältnis zum Geländegewinn: Abgesehen vom hohen Blutzoll ist Russland zum Pariastaat geworden, der seine Dominanz als Europas Rohstofflieferant für immer verlieren wird und die Grundvoraussetzung für prosperierende Wirtschaftsbeziehungen, nämlich Vertrauen, schon verloren hat. Das ist ein klassischer Pyrrhussieg.

Dennoch: Putin eröffnet die Eroberung des Donbass eine gesichtswahrende Exit-Strategie. Das bedeutet natürlich keinen russischen Exit aus der Ukraine und daher auch keinen Frieden, aber die Chance auf Waffenstillstand und Verhandlungen.

Das ist bitter nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Europa. Denn der Kriegsverbrecher Putin wird zumindest einen Teil der Beute schlucken.

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