Wie eine wildgewordene Dampflok

Philipp Hochmair mit Kafka bei den Salzkammergut Festwochen

Am Samstag war Philipp Hochmair mit Kafkas „Amerika“ zu Gast im Salzkammergut
Am Samstag war Philipp Hochmair mit Kafkas „Amerika“ zu Gast im Salzkammergut © Spitzbart

Philipp Hochmair als etwas anderes, als eine Rampensau zu bezeichnen, wäre feig. Er kam, sah und gab Gas. Obwohl … im Fall seines Auftritts bei den Salzkammergut Festwochen im Alfa in Laakirchen (coronabedingt gleich zweimal am Samstag) lässt er sich zu Beginn genügend Zeit. Zurückhaltend und ruhig startet er als Karl Roßmann (und Erzähler) in das unvollendete Werk „Amerika“ von Franz Kafka.

Karl kommt in die Fremde, begegnet Menschen, erlebt Beziehungen, trifft auf sich selbst. Er ist ein Flüchtender, ein Fremder, ein Suchender.

Er setzt auf sich selbst

Auf sich allein gestellt meistert der ehemalige Burgschauspieler und 2018 als „Ersatz“-Jedermann noch bekannter gewordene Hochmair die Textlawinen. Spärliche Requisiten, kaum Musik und Ton und bis kurz vor Schluss auch kein Einsatz von Videos. Und sogar in denen setzt der Darsteller dann einzig auf sich selbst, sein Können, im Handumdrehen die Figuren, die er spielt, zu wechseln.

Ist Literatur gerade bei Sommerfestivals häufig als (gediegene) Lesung zu erleben, macht Hochmair aus Kafka einen fulminanten Auftritt. Er schreit, flüstert, fällt zigmal polternd vom Stuhl, erklimmt die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen und verliert dabei aber den grandiosen Text Kafkas nie aus den Augen, nein, er hämmert ihn dem Publikum rücksichtslos in die Gehörgänge.

Am Ende rast Hochmair wie eine wilde Dampflokomotive halbnackt durchs Publikum, das ihm sein furioses Auftreten mit stehenden Ovationen dankt.

Video
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Von Mariella Moshammer

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