Wie männlich ist Bambi?

„Bambi“ für Leute ab 8 in den Kammerspielen – Premiere am 22. April

Für DIE Wald (Isabella Campestrini) ist Bambi (Friedrich Eidenberger) ein Rätsel: Was ist bloß los mit dem Typen?
Für DIE Wald (Isabella Campestrini) ist Bambi (Friedrich Eidenberger) ein Rätsel: Was ist bloß los mit dem Typen? © Philip Brunnader

Die Kleinen sind die wahren Theaterchecker. Kinder besuchten eine Probe zu „Bambi“, eines fragte: „Warum ist denn der Bambi so komisch?“ Ein sechsjähriges Kind antwortete: „Vielleicht, weil er keine Mutter mehr hat?“

Sich zu dieser Erkenntnis durchzuringen, dass ihn der Tod der Mutter hilflos und traurig macht, braucht Bambi ein halbes Leben, ein ganzes Theaterstück. Der bereits mehrfach mit dem STELLA-Theaterpreis ausgezeichnete Martin Brachvogel führt Regie in „Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde nach Felix Salten“.

Der Titel schon ein Hinweis darauf, dass die Linzer Inszenierung – Premiere am 22. April in den Kammerspielen (10.30 Uhr) – auf Distanz zu Disneys picksüßer (und leider auch bezwingenden) Zeichentrick-Kitschorgie geht.

Regisseur Brachvogel selbst destillierte aus der Romanvorlage von 1923 ein Stück, das einen Bambi in den späteren Jahren zeigt – ein Einzelgänger und sehr „männlich“. „Er hat Muskeln, er ist cool, er antwortet meistens einsilbig“, sagt Regisseur Brachvogel und fragt: „Ist das ,stark´?“

Dieses Bambi-Stück ab 8 meidet den pädagogischen Zeigefinger, es zeigt Figuren wie aus dem realen Leben. Bambi (Friedrich Eidenberger) ist, wie er ist. Kann die Freundschaft zu Faline (Sofie Pint) und Gobo (Alexander Köfner) seinen Seelenpanzer aufweichen? Erzählt wird aus der Perspektive des Waldes, der fairerweise auch einmal DIE Wald sein darf (Isabella Campestrini).

Ein Sehnsuchtsort, Bild für eine Unschuld, die Bambi nicht mehr zu kennen scheint. Robert Lepenik, ebenfalls STELLA-bepriesen und vormals Mitglied der Band Fetish 69, komponierte Lieder, die sich in die Handlung des Stücks schmiegen.

Kathrin Hauer ersann eine Bühne zwischen Comic und Graffiti, der Wald durch Licht, Ton und die Figur präsent. Ein Drama nicht über das Sterben, sondern über Trauer. Und doch, ja, es wird auch lustig und manchmal sogar gruselig.

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