Wieder Ärger mit Türkei-Botschafter

Graue-Wölfe-nahen Verein in Wien mit provokantem Geschenk besucht

Provokante Aktion auf Facebook dokumentiert: Botschafter Ceyhun (l.) schenkt ATF-Präsident Can in Wien das Buch „Hagia Sophia — große Moschee“.
Provokante Aktion auf Facebook dokumentiert: Botschafter Ceyhun (l.) schenkt ATF-Präsident Can in Wien das Buch „Hagia Sophia — große Moschee“. © Screenshot: Facebook

Vor zehn Monaten hatte er mit — hinterher bedauerten — Aussagen über christliche Feste für Empörung gesorgt, jetzt gibt es wieder Ärger mit dem türkischen Botschafter in Wien: Ozan Ceyhun besuchte kürzlich die Avusturya Türk Federasyon (ATF) in Wien und schenkte ATF-Chef Ali Can ein Buch über die Hagia Sophia.

Die von einer türkischen Zeitung gemeldete Visite ist doppelt problematisch: Die ATF ist eng verbunden mit der rechtsextremen türkischen Partei der Nationalen Bewegung (MHP), die wiederum der politische Arm der Grauen Wölfe ist.

Diplomatisch ebenso heikel ist das Buch mit dem Titel „Die Hagia Sophia — Große Moschee“. Das Weltkulturerbe in Istanbul war ursprünglich eine christliche Kirche, von den Osmanen zur Moschee, 1934 aber vom säkularen Präsidenten Atatürk zum religiös neutralen Museum gemacht worden.

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Erst der jetzige Staatschef Recep Tayyip Erdogan machte daraus ungeachtet internationalen Proteste im vergangenen Sommer wieder eine Moschee. Türkische Nationalisten und Islamisten hatten dies als Triumph gefeiert.

In der türkischen Community in Wien sorgt Ceyhuns Besuch aber nicht nur für Begeisterung. „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Österreicher“, so ein Austro-Türke, der ungenannt bleiben will. Der türkischen Botschaft ist keine Kritik bekannt. „Da der türkische Botschafter dem Dialog große Bedeutung beimisst, trifft er auch Verbände, Moscheen und Kirchen, denen türkischstämmige Bürger angehören“, heißt es gegenüber dem VOLKSBLATT. Und zur Kritik am Buchgeschenk: „Eine gesonderte Bedeutung des Geschenks erschließt sich uns nicht.“

Die Nähe der ATF zu den rechtsextremen Grauen Wölfen lässt sich aber nicht verbergen. Von den 135 Personen, die ein auf der ATF-Facebookseite gepostetes Foto vom Treffen Ceyhun-Can geliked haben, präsentieren sich viele auf ihrem Profil mit den in Österreich seit einem Jahr verbotenen Symbolen der Grauen Wölfe.

Von Manfred Maurer

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