Wieder auf Vorkrisen-Niveau: Deutlicher Anstieg bei Insolvenzen

Im ersten Halbjahr laut Prognose 268 Firmenpleiten in Oberösterreich

Nach einer Schonfrist und staatlichen Hilfen nähert sich die Zahl der Insolvenzen wieder dem Normalniveau.

In Oberösterreich haben laut aktueller Hochrechnung des KSV 1870 die Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen.

Insgesamt schlitterten 268 oberösterreichische Unternehmen in die Insolvenz – das sind um 169 Fälle mehr (plus 170,7 Prozent) als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Passiva beliefen sich auf 44 Mio. Euro. Österreichweit gab es 2300 Pleiten. Eröffnet wurden Insolvenzverfahren über 145 oberösterreichische Unternehmen.

Das entspricht einem Anstieg von 113 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die mangels kostendeckendem Vermögen nicht eröffneten Verfahren verzeichneten einen Anstieg um rund das Vierfache auf 123 Fälle.

Bei den eröffneten Verfahren nähert man sich wieder deutlich dem Vorkrisen-Niveau. Gegenüber den ersten sechs Monaten 2019 sind es im Vergleich nur mehr 24 Fälle weniger. Handel arg gebeutelt

Die am stärksten betroffene Branche ist der Handel (50 Insolvenzen), gefolgt von Bauwirtschaft (39) und Tourismus (35). Zurückzuführen ist der Anstieg darauf, dass Finanzämter und Gesundheitskassen nun wieder Insolvenzanträge stellen und die Staatshilfen auslaufen.

„Es trifft bei den Insolvenzanträgen der Abgabengläubiger primär jene Unternehmen, die wirtschaftlich schon ausgehöhlt sind und sehr oft über kein für die Konkursanlaufkosten kostendeckendes Vermögen mehr verfügen“, erläutert Petra Wögerbauer, Insolvenzexpertin des Kreditschutzverband 1870 am Standort Linz.

Eine Insolvenz muss aber nicht das Ende eines Betriebs sein. 30 Prozent aller eröffneten Insolvenzen münden in einer erfolgreichen Sanierung.

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