Wiener Schiiten-Zentrum würdigt Soleimani als friedlichen „Märtyrer“

Gedenk-Abend für Iraner, der „zur Sicherheit Österreichs beigetragen hat“

Das Islamische Zentrum Imam Ali (IZIA) in Wien würdigt den bei einem US-Angriff getöteten iranischen General Soleimani als „Friedenskämpfer“ und „Märtyrer“ (links die Einladung zur Gedenkveranstaltung). Auch sonst präsentiert sich das Zentrum als Fangemeinde des iranischen Regimes - etwa mit dem „Gedenken an den Obersten Führer der Revolution Ayatollah Khomeini“ (rechts) © Screenshot (2)

Nicht nur im Iran ist der von den USA getötete General Ghassem Soleimani eine Kultfigur. Auch in Österreich wird der frühere Chef der Al-Quds-Brigaden ungeachtet seiner Rolle als Koordinator schiitischer Terrorgruppen in Nahost verehrt.

In Wien-Floridsdorf lud das Islamische Zentrum Imam Ali (IZIA) Freitagabend sogar zu einer Gedenkveranstaltung für den Iraner und den mit diesem bei dem Drohenangriff vor einer Woche getöteten Vizechef der irakischen Volksmobilisierungskräfte Abu Mahdi al-Muhandis, ein schiitischer Vasall des Teheraner Regimes.

Obwohl Soleimani nicht nur Opfer, sondern als verlängerter Arm der iranischen Mullahs selbst ein Faktor der Destabilisierung der Krisenregion war, werden er und al-Muhandis auf der IZIA-Homepage als „Friedenskämpfer“ und „Märtyrer“ gewürdigt, „die ihr Leben aufs Spiel setzten, um die Würde und Sicherheit unschuldiger Männer, Frauen und Kinder zu verteidigen“. An anderer Stelle werden sie als „große Führer im Kampf gegen Gewalt und Terror“ verehrt.

„Vom IS-Terror befreit“

Das IZIA verteidigt gegenüber dem VOLKSBLATT die Lobpreisungen mit dem Hinweis auf Soleimanis Einsatz gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS): „Jemand, der sich für unschuldige Menschen, ob Christen, Juden, Yeziden oder Muslime eingesetzt hat und diese … vor dem Terror des IS befreit sowie durch seinen Einsatz … sein Leben verloren hat, wird in religiösen Kreisen als Märtyrer bezeichnet“, so das IZIA. Und Soleimanis „Einsatz hat auch zu erhöhter Sicherheit in Österreich beigetragen“.

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Tatsächlich war Soleimani im Hinblick auf den IS faktisch ein „Verbündeter“ des Westens. Das gemeinsame Interesse resultiert aus dem alten muslimischen Bruderkrieg: Irans schiitische Mullahs liegen im Clinch mit den Sunniten. Somit ist der sunnitische IS ein natürlicher Feind des Iran. Die Bezeichnung der Soleimani-Brigade („Al-Quds“ = Jerusalem) verrät allerdings die eigentlich Priorität des Iran: Der Kampf gegen Israel, in dem Teheran schiitische Milizen und Terrorgruppen unterstützt.

Links zu den Ayatollahs

Das Wiener IZIA präsentiert sich übrigens nicht nur mit der Soleimani-Gedenkstunde als treue Fangemeinde des iranischen Regimes. Die Homepage enthält zahlreiche Links zu Seiten iranischer Ayatollahs von Ali Khamenei abwärts. Ein Eintrag ist auch dem „Gedenken an den Obersten Führer der Revolution“, den toten Ayatollah Khomeini, gewidmet.

Von Manfred Maurer

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