„Will wissen, wo der Schuh drückt“

Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek machte auf ihrer Bundesländer-Tour in OÖ halt

Hat sich in den letzten beiden Tagen von der Kunst und Kultur in Oberösterreich ein Bild gemacht: Staatssekretärin Ulrike Lunacek.
Hat sich in den letzten beiden Tagen von der Kunst und Kultur in Oberösterreich ein Bild gemacht: Staatssekretärin Ulrike Lunacek. © APA/Techt

„Erste Schritte wurden bereits gesetzt. Es ist notwendig, vernünftig, aber auch vorsichtig zu sein. Wenn mit vorläufigen Schließungen oder dem Absagen von Veranstaltungen eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus verhindert werden kann, dann macht das Sinn“, erklärte Ulrike Lunacek gestern beim Pressegespräch in Linz.

Montag und Dienstag machte die Staatssekretärin für Kunst und Kultur auf ihrer Bundesländertour, die sie in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit absolvieren möchte, hierzulande Station, um sich über die Anliegen der Kultur im Land zu informieren. Was die Auswirkungen des sich ausbreitenden Corona-Virus auf den Kulturbereich anbelange, so stehe ihr Ministerium in ständigem Kontakt mit dem Krisenstab.

Fair Pay und mehr Beteiligung von Frauen

Im Zuge von Lunaceks Bundesländer-Tour finden Gespräche der Staatssekretärin mit den jeweiligen Gebietskörperschaften, aber auch mit der freien Szene statt: „Ich will wissen, wo der Schuh drückt.“ Und sie besucht, soweit noch nicht abgesagt, auch Kulturveranstaltungen. Gerechte Bezahlung sei eines der dringendsten Anliegen, die die Kulturschaffenden in Oberösterreich an sie herangetragen hätten, so die Staatssekretärin. Dem Regierungsprogramm entsprechend, sei eine Initiative für Fair Pay gestartet worden, mit der man sich um gerechtere Bezahlung für Kunst- und Kulturarbeiter kümmern wolle, so die Staatssekretärin. Was die Förderung von Kulturinitiativen durch den Bund anbelange, bewege sich Oberösterreich mit 573.000 Euro im Jahr 2018 im Spitzenfeld. „Das hängt aber natürlich auch von den jeweiligen Anträgen ab“, räumt Lunacek ein. Auch für ein weiteres viel gehörtes Anliegen, die stärkere Beteiligung von Frauen in allen Bereichen der Kunst und Kultur, wolle sie sich verstärkt einsetzen.

Kulturhauptstadt 2024 als „große Chance“

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Erfreut zeigte sich Lunacek über die Ernennung des Salzkammergutes mit Bad Ischl an der Spitze zur Kulturhauptstadt 2024. Sie lobte die Initiative dafür und bezeichnete 2024 als „große Chance“. Damit sei nicht nur eine ländliche Region erstmals Kulturhauptstadt, sondern auch der alpine Raum: „Eine tolle Möglichkeit, die Region nachhaltig zu entwickeln. Das kann ein Vorzeigemodell für den ganzen alpinen Raum werden.“ Für sie sei der Kulturbegriff ein sehr weiter, gerade in Orten, wo es oft nicht einmal mehr ein Geschäft gebe und man schauen müsse, dass die Leute auch bleiben, seien Kulturzentren und Kulturinitiativen ganz wichtig. Und von Letzteren, das habe sie bei ihrem Besuch festgestellt, gebe es ja in Oberösterreich sehr viele.

Nach den guten Erfahrungen mit der Bundestheaterholding stehe nun eine Bundesmuseenholding an, die keinen künstlerischen Einfluss ausüben werde. „Es geht darum, etwa in der Gebäudeverwaltung oder im Ticketing Synergien zu schaffen“, so die Staatssekretärin. Im Rahmen der Erstellung einer neuen Kulturstrategie werde auch geklärt, ob es neue Bundesmuseen brauche: „Es gibt schon sehr viele gute Museen im Land. Da gilt es zu schauen, ob es nicht sinnvoller wäre, einzelne bestehende vielleicht noch auszubauen, zu erweitern oder Synergien zu nutzen, anstelle irgendwo ein neues Museum hinzusetzen.“ Für die neue Kulturstrategie wolle man Stakeholder aus dem öffentlichen Bereich, aus der freien Szene und Kulturvermittler an einen Tisch bringen und Ziele neu formulieren. In Zeiten von Klimakrise und Veränderungen im gesellschaftspolitischen Bereich sei gerade die demokratiepolitische Dimension von Kultur wichtig, so Lunacek: „Kunst und Kultur trägt dazu bei, Diskurse weiterzutreiben, auch wenn das manchmal auf verstörende Art und Weise passiert. Künstler brechen Bilder auf, gehen Tabus an und setzen die Wirklichkeit neu zusammen. Sie denken visionär und bringen zum Nachdenken.“

„Ganz klar, dass der Bund Gusen ankaufen will“

In Sachen Ankauf und Weiterentwicklung der Gedenkstätte KZ Gusen sei es „ganz klar, dass der Bund Gusen ankaufen und eine Gedenkstätte errichten will“, so Lunacek. Derzeit werde eine Studie erstellt, die untersuche, wie hoch die zu erwartenden Kosten ausfallen würden. Diese soll demnächst fertig werden. „Wir sind es den Menschen, die dort grausam ermordet wurden, und ihren Nachfahren schuldig, tätig zu werden. Das ist unsere Geschichte und hier haben wir einen Beitrag zu leisten, gerade auch im Gedenkjahr“, so Lunacek,. Sie sei zuversichtlich, dass das demnächst möglich sein werde: „Die Sache ist im guten Werden.“

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