Windspitzen von 100 km/h innerhalb von Minuten

Unwetter kam blitzartig — Tote 13-Jährige auf Korsika aus Österreich – Regenrekorde

Die Windböen waren so enorm, dass sogar große Wurzelballen aus der Erde gerissen wurden. Bild aus Gedersdorf im Bezirk Krems
Die Windböen waren so enorm, dass sogar große Wurzelballen aus der Erde gerissen wurden. Bild aus Gedersdorf im Bezirk Krems © APA/FF Gedersdorf

Fünf Tote hat eine Unwetterkatastrophe am Donnerstag in Kärnten und Niederösterreich gefordert. Im Lavanttal wurden zwei kleine Mädchen — drei und acht Jahre alt — aus dem Bezirk Wolfsberg und im Bezirk Scheibbs drei Wanderinnen durch umstürzende Bäume getötet. Zudem handelt es sich bei der auf Korsika getöteten 13-Jährigen um eine Österreicherin, wie das Außenamt bestätigte. Die jüngere Schwester und der Onkel des Mädchens waren schwerst verletzt worden, als ein Baum den Bungalow der Familie auf einem Campingplatz in Le Sagone traf. Das Unwetter war zuvor über die Mittelmeerinsel, das Festland und über Norditalien nach Österreich gezogen.

Kurz und heftig gewütet

Im Lavanttal waren es nur zehn Minuten, in denen das Unwetter wütete — die Windböen dauerten überhaupt nur wenige Sekunden an. Wie Christian Stefan, Leiter der ZAMG in Klagenfurt, sagte, sei ein solches Wetterphänomen in Kärnten äußerst selten – binnen Minuten hatte es einen Anstieg von schwachem Wind auf Sturm mit knapp über 100 km/h gegeben. Generell hatte sich die Gewitterlinie laut ZAMG rasch heftiger als berechnet entwickelt.

Sachverständiger prüft

„Die Gewitterzelle hat sich in Sekunden aufgebaut und ist über den See hereingebrochen“, erklärte Christian Hafner von der Wasserrettung, der am St. Andräer Badesee, wo die beiden Mädchen starben, Dienst versah. Gestern nahm ein Sachverständiger die Arbeit auf, das Gelände wurde gesperrt. Es wird untersucht, ob die Bäume sachgemäß geschnitten und betreut wurden. Laut Polizei befanden sich rund 300 Badegäste in der Anlage, 16 Personen, darunter sieben Kinder, wurden teils schwer verletzt.

In Kärnten waren 5000 Haushalten vorerst weiter ohne Strom, am Donnerstag waren es 20.000 gewesen.

Bei den drei Todesopfern in Gaming im nö. Bezirk Scheibbs handelte es sich um zwei Niederösterreicherinnen (52, 58) aus dem Bezirk Melk und eine Frau (57) aus dem Bezirk Kirchdorf. Die insgesamt fünfköpfige Gruppe war auf dem „Alpinweg“ im Abstieg von der Herrenalm von Hagelschauern und extremen Windspitzen überrascht worden. Bei der Wetterstation Lackenhof wurden Böen mit bis zu 170 km/h gemessen. Zahlreiche Buchen und Fichten stürzten um, einer der Bäume traf die Frauen, zwei weitere blieben unverletzt.

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Gewütet hat das Unwetter auch in anderen Teilen Niederösterreichs. Im Bezirk Krems wurden etwa 70 Feuerwehreinsätze gezählt.

In der Steiermark waren Freitagfrüh noch rund 6500 Haushalte ohne Strom, bei Einbruch der Nacht waren es noch 40.000 gewesen. Knapp 400 Feuerwehren waren bei rund 1000 Einsätzen vor Ort.

Rekord-Regenmengen

Freitag sorgten die Unwetter In Vorarlberg für mehr als eintausend Feuerwehreinsätze. Niederschlagsrekorde und Überflutungen brachten teils den Verkehr zum Erliegen, zahlreiche Straßen und Unterführungen mussten gesperrt werden. Die Feuerwehren standen ab Mittag im Dauereinsatz, die innerhalb von 24 Stunden gefallenen Regenmengen übertrafen die üblichen Monatswerte bei weitem. In Bregenz fielen gut 209 Liter auf einen Quadratmeter, der bisherige Rekord lag bei 174 Liter aus dem Jahr 1968. In Dornbirn waren es knapp 180 Liter, im Bezirk Feldkich fielen zum Teil deutlich mehr als 150 Liter pro Quadratmeter.

Zum Vergleich: Der langjährige Durchschnitt für den August liegt in Vorarlberg bei 100 Litern.

Maßnahmen notwendig

Klara Maria Schenk, Klima- und Verkehrsexpertin bei Greenpeace Österreich, warnte: „Ohne konsequente politische Maßnahmen drohen solche Katastrophen in Zukunft immer häufiger aufzutreten.“ Extreme Wetterereignisse würden durch die Klimakrise befeuert.

Millionenschäden

Die Hagelversicherung berichtete von zwei Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft. Die Wiener Städtische rechnet mit fünf Millionen Euro und in der Steiermark bezifferte man den Schaden in den Wäldern mit bis 20 Mio. Euro .

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