Ambitioniert, aber machbar

Autobranche sieht EU-Beschluss bezüglich Aus für Verbrennungsmotoren gelassen – Technologieoffenheit sei jedoch notwendig, wird betont

Das nun beschlossene Aus für Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035 bedeutet nicht, dass ab diesem Jahr diese nicht mehr fahren dürfen.

Was haben die heimische Corona-Impfpflicht und das vom EU-Parlament beschlossene Verbrenneraus laut Adolf Seifried, Gremialobmann des oberösterreichischen Fahrzeughandels, gemeinsam?

Die Impfpflicht wurde verschoben und letztendlich nie umgesetzt und beim Verbrenneraus ab dem Jahr 2035 sei es durchaus denkbar, „dass dieses um zwei, drei Jahre nach hinten verschoben wird oder sogar definitiv nicht kommt“, so Seifried gegenüber dem VOLKSBLATT.

Der EU-Parlamentsbeschluss sei „ein Zeichen“, die Gemüter seien nun „ein wenig beruhigt“ und bis zur aktuellen Deadline seien noch zwölf Jahre Zeit.

Keine Panik vonnöten

„Bis dahin wird sich technisch – man denke an E-Fuels – noch so viel tun. Da werden noch so viele neue Erkenntnisse in Bezug auf energieeffiziente Antriebe mit Verbrennungsmotoren gewonnen werden, dass man den jetzigen Beschluss zur Kenntnis nehmen, aber nicht in Panik verfallen sollte“, sagt Seifried.

Das Gebot der Stunde laute Technologieoffenheit. Ähnlich sieht das Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner. Er betonte am Mittwoch zum EU-Beschluss über das Aus für klassische Verbrennungsmotoren, dass dies „nicht das Aus für die technologieoffenen Treibstoffe wie E-Fuels oder Wasserstoff“ sei. Harsche Kritik kommt indessen von der heimischen eFuel-Alliance. „Damit rast die EU vollelektrisch in die Sackgasse“, so deren Vorstandsvorsitzender Jürgen Roth.

Die Automobilindustrie arbeitet jedenfalls „mit Hochdruck daran, emissionsfreie Fahrzeuge auf die Straße zu bringen“, wie Christian Pesau, Geschäftsführer der österreichischen Automobilimporteure auf Anfrage verrät. „Das Ziel 2035 ist ambitioniert, aber machbar. Kritisch sehen wir das Etappenziel 2030 mit der Reduktion des Ausstoßes um 55 Prozent bei Pkw und 50 Prozent bei leichten Nutzfahrzeugen. Um dieses Ziel in bereits sieben Jahren zu schaffen, müsste die Infrastruktur deutlich schneller ausgebaut werden“, so Pesau.

Ausbau der Infrastruktur

Ein Sprecher des Volkswagenkonzerns bezeichnete den Beschluss des Parlament ebenfalls als „ambitioniertes, aber erreichbares Ziel – und Planungssicherheit für die Unternehmen und Verbraucher. Wir leisten mit der konsequenten Elektrifizierung unserer Modellflotte unseren Beitrag.“ Wichtig sei allerdings jetzt, dass die politischen Ziele auch durch entsprechende politische Maßnahmen in allen Mitgliedstaaten unterlegt werden. „Dazu gehören eine ausreichende Versorgung mit Batteriezellen, ein viel schnellerer Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine beschleunigte Energiewende“, so der Konzernsprecher.

Als potenzieller Käufer eines Autos mit Verbrennungsmotor in den nächsten Jahren müsse man sich laut Seifried keine Gedanken machen: „Diese dürfen nach 2035 auch noch unterwegs sein.“

Von Oliver Koch

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