AMS ist gefordert, dass „Mensch und Arbeit zusammenkommen“

Im Fachjargon heißt das, was das Arbeitsmarktservice Oberösterreich (AMS) in Sachen Verringerung des Arbeitskräftebedarfs mehr denn je unternehmen will, beispielsweise „Early Intervention“ und — überhaupt als Pilotprojekt — auch „Arbeitsplatz-analysierte Vermittlung im Zeichen der Transformation“.

AMS-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt hat für die sperrige Begrifflichkeit freilich eine ebenso knappe wie eingängige Losung parat: „Das gesamte Arbeitskräftepotenzial auszuschöpfen ist die zentrale Herausforderung“. Diese Herausforderung lässt sich an einer Zahl festmachen: Demnach fehlen laut AMS aktuell in Oberösterreich 13.000 Arbeitskräfte.

An mehreren Stellen will das AMS ansetzen, um die „Vermittlung im Zeichen der Transformation“ bestmöglich zu bewerkstelligen.

Da sind zum einen jene Jugendlichen zwischen 19 und 25 Jahren, bei denen zuletzt eine signifikant steigende Arbeitslosenrate — fast plus 27 Prozent im Jänner — registriert wurde. In dieser Altersgruppe gebe es ein starkes Job-Hopping, so Schmidt. Noch im Februar werde es daher 1700 zusätzliche Berufsorientierungsangebote geben.

„Early Intervention“ ist ebenfalls eine Reaktion des AMS auf den Arbeitskräftebedarf. AMS-Kunden erhalten bereits ab dem ersten Tag der Arbeitslosigkeit Stellenvorschläge oder Angebote zu einer Berufsorientierung.

„Ein wesentlicher Hebel“, um „Mensch und Arbeit zusammenzubekommen“, ist in diesem Zusammenhang für die AMS-Chefin zudem das „Kompetenzmatching“. Weil jede Person ein Bündel von Fähigkeiten und Fertigkeiten mit sich trage, gelte es, „bei Stellenbesetzungen den Blick auf die für die offenen Stellen benötigten Kompetenzen zu richten“, sagt Schmidt. Analysiere man, welche Kompetenzen erforderlich seien, „erweitert sich das Angebot an Arbeitskräften — möglicherweise auch innerhalb der eigenen Belegschaft“, ist Schmidt überzeugt.

In diese Richtung startet das AMS daher auch das Pilotprojekt „Arbeitsplatz-analysierte Vermittlung im Zeichen der Transformation“. Ziel, so AMS-Vizechef Markus Litzlbauer, seien „passgenaue Vermittlungen, arbeitsplatznahe Qualifizierungen und nachhaltige Beschäftigungsaufnahmen“. Die „eierlegende Wollmilchsau“ in Stellenbeschreibungen sollte seiner Ansicht nach ausgedient haben, vielmehr sollte man Tätigkeiten beschreiben. Die Unternehmen sollten sich aber auch mit den Berufsbildern im eigenen Haus auseinandersetzen.

Den Probelauf für die Arbeitsplatz-analysierte Vermittlung gibt es in den Bereichen Kunststoff und Abfallbeseitigung, weil es Betriebe dieser Branchen in allen 15 AMS-Bezirken gebe.

Fündig werden will das AMS bei der Suche nach Arbeitskräften weiterhin auch im Bereich der Langzeitarbeitslosen. Deren Zahl habe sich zwar von 2021 auf 2023 auf 6200 Personen fast halbiert, laut Schmidt seien davon aber nach Ansicht der PVA 3000 bis 3500 arbeitsfähig. Nach wie vor ein Hemmschuh für die Bedeckung des Arbeitskräftebedarfs seien auch die Frühpensionierungen. 32 Prozent der Frauen und 25 Prozent der Männer gehen schon vor dem jeweiligen Regelpensionsalter in den Ruhestand. Man müsse „mehr Menschen bis zur Regelpension am Arbeitsmarkt halten“, betont die AMS-Chefin.

Als Budget stehen dem AMS im heurigen knapp 161 Millionen Euro zur Verfügung, mehr als die Hälfte davon (55 Prozent) fließt in die Vermittlung von Arbeitslosen. Zweitgrößter Ausgabenposten sind mit 16 Prozent Spezialangebote für die Vermittlung von Jugendlichen.

Dagmar Andree von der Arbeiterkammer blickt „sorgenvoll“ auf das „knappe Budget“, zumal auch zehn von 760 Planposten abgebaut werden. Thomas Mayr-Stockinger, Vertreter der WKO im AMS-Landesdirektorium, wünscht sich „mehr Arbeitsanreize“ für Arbeitslose. Auch sei die steuerliche „Privilegierung von Vollzeitarbeit ein Gebot der Stunde“.

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