
Trotz eines Überangebots von Wohnungen in Wien würden die Preise in schwindelerregende Höhen steigen, kritisiert die Arbeiterkammer (AK). Zwischen 2018 und 2021 seien in Wien rund 57.600 neue Wohnungen gebaut, aber nur etwa 28.800 gebraucht worden, so AK-Wohnrechtsexperte Lukas Tockner am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Dabei seien mehr frei finanzierte als geförderte Wohnungen errichtet worden, Käufer seien vielfach Investoren. Die AK fordert mehr leistbaren Wohnraum.
Die Preise für neue Eigentumswohnungen sind laut Berechnungen der Nationalbank in Wien in den vergangenen vier Jahren um 31 Prozent gestiegen, sagte Tockner. Wohnungskäufer seien meist entweder große Kapitalanlage-Gesellschaften oder Menschen mit Erbschaften oder Schenkungen im nennenswerten Ausmaß. Allein im Jahr 2021 hätten Fonds, Banken, Versicherungen & Co. mehr als 4.900 Wohnungen in der Bundeshauptstadt gekauft.
Bei Mietwohnungen habe das Preisplus bei privaten Neuverträgen von 2018 bis 2021 12 Prozent ausgemacht. Während frei finanzierte Wohnungen ziemlich gleichmäßig über das gesamte Stadtgebiet verteilt seien, finde man geförderte Wohnungen deutlich überwiegend am Stadtrand, etwa den südlichen Außenbezirken und in Transdanubien, räumte Leonhard Plank vom Forschungsbereich für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik von der TU Wien ein.
Um mehr günstigen Wohnraum in Wien zu schaffen, schlägt die Arbeiterkammer etwa eine bundesweite Leerstandsabgabe vor. Diese sieht vor, dass Eigentümer und Eigentümerinnen für Wohnungen, die länger als sechs Monate pro Jahr leer stehen, bis auf einige Ausnahmen eine Abgabe zahlen müssen. Weiters fordert die AK die Abschaffung befristeter Mietverträge, eine Registrierungspflicht für Airbnb-Wohnungen beim Finanzamt und mehr sozialen Wohnbau.
Staatliche Firmen wie ÖBB, Bundesforste oder die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) sollten Grundstücke ausschließlich mit geförderten Wohnungen bebauen lassen, so eine weitere Forderung. Mieten sollen nach Auffassung der AK nicht öfter als einmal im Jahr erhöht werden, und die Erhöhung soll auf zwei Prozent begrenzt werden.
Kategoriemieten könnten heuer ein drittes Mal erhöht werden. Anders als die Richtwertmieten, die im Prinzip alle zwei Jahre per 1. April an die Inflation angepasst werden, verteuern sich die Kategoriemieten immer dann, wenn das durchschnittliche Preisniveau seit der letzten Erhöhung um fünf Prozent gestiegen ist. Auch bei vielen freien Mieten gibt es eine entsprechende Regelung. Im Mai stieg die Inflation in Österreich auf 7,7 Prozent.
Bei den städtebaulichen Verträgen brauche es Mindeststandards, so die AK. Gewerbliche Bauträger sollten an den Infrastrukturkosten beteiligt werden und jede dritte Wohnung zu den Konditionen aus der Wohnbauförderung vermieten dürfen.