Es sind zum Teil große Preisanstiege bei Ersatzteilen, die eine Renaissance der Kfz-Reparatur einläuten. Binnen vier Jahren sind die Preise für eine Fahrzeugtüre in Einzelfällen um bis zu 65 Prozent, für eine Frontscheibe sogar um fast 170 Prozent gestiegen.
So beobachtet Christian Lacher in seiner Karosserie-, Lackier- und Kfz-Fachwerkstatt in Vöcklabruck auch seit Jahren eine vermehrte Nachfrage nach Reparaturen. Verzögerte Lieferketten sowie gestiegene Rohstoff-, Energie- und Transportkosten haben manche Ersatzteile verteuert und damit handwerkliche Richtarbeiten wieder attraktiv gemacht, argumentiert Lacher.
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So ist die Reparatur in vielen Fällen zur wirtschaftlich – und ökologisch – vernünftigen Alternative. Die Nachhaltigkeit von Richtarbeiten und neue Reparaturmethoden sorgen für einen zusätzlichen Nachfrageschub.
Auf die bedenkliche CO₂-Bilanz von Ersatzteilen, die tausende Kilometer unterwegs sind, hätten einige Kunden schon vor Jahren reagiert. „Sie haben nach Alternativen zum Austausch von beschädigten Teilen und Komponenten gefragt“, erklärt Lacher, der selbst zertifizierter Dellentechniker – umgangssprachlich: Dellendrücker – ist.
Der zum Teil rasante Preisanstieg, den es seit 2019 bei manchen Ersatzteilen gab, habe die Nachfrage schließlich deutlich erhöht. „Jetzt ist eine fachmännische Instandsetzung in manchen Fällen billiger als der Austausch – oft sogar recht deutlich“, betont Lacher.
Verantwortlich dafür sind auch verbesserte Reparaturmethoden und moderne Richtwerkzeuge. So sei es etwa möglich, Dellen aus einer Tür alleine durch mechanische Bearbeitung verschwinden zu lassen. Zu beachten sind jedenfalls die herstellerseitigen Vorgaben zur Karosserie-Instandsetzung, um eventuelle Garantie- und Durchrostungsansprüche zu erhalten.
Reparatur wie von Zauberhand
Wie von Zauberhand beseitigen Dellendrücker – oftmals durch Hagelkörner verursachte – Beulen im Blech. Einer dieser Fachleute arbeitet auch in der VB-Karosseriebau GmbH von Christian Lacher. „Hat er seine Arbeit beendet, ist nicht mehr zu erkennen, dass es jemals einen Schaden gab“, sagt der Firmenchef.
Ist der Lack an der Karosserie beschädigt, wird zuerst vorgedrückt und vorgerichtet, danach gespachtelt, geschliffen, grundiert, gefüllert und lackiert. Schäden an der Karosserie lassen sich bei 50 bis 60 Prozent der Fälle reparieren, sagt Lacher. Liegt der Schaden im oberen Drittel des Fahrzeuges, muss das beschädigte Teil in der Regel nicht einmal ausgebaut werden.
Es sind 14 hoch spezialisierte Reparaturfachleute, die in Christian Lachers Werkstatt arbeiten. Mit dem Begriff „Instandsetzung“ ist ihr gemeinsames Ziel treffend umschrieben.
„Wenn es nicht einen anderslautenden Kundenwunsch gibt, führen wir Reparaturen möglichst kleinräumig durch“, präzisiert Lacher. Typische Komplikationen wie Korrosionsstellen, Wassereintritte oder Windgeräusche beim Fahren, wie sie beim Tausch von Komponenten oder Einschweißen immer wieder auftreten, bleiben dabei naturgemäß meist aus.
Rückenwind bekommt der Trend zur nachhaltigen Reparatur auch durch eine schöne neue Werkzeugwelt. Mit einem Karosserie-Zugturm, dem Body Repair-System, neuartigen Ausziehgeräten oder Kunststoff-Schweißgeräten sind Instandsetzungen möglich, die den Ressourceneinsatz massiv reduzieren und das Budget des Kunden schonen.
So wird die Reparatur von Sitzen, Armaturenbrettern, Windschutzscheiben, Kunststoffteilen und Scheinwerfern immer öfter ohne Bestellung von Ersatzteilen möglich. Das wertet Lacher als positives Signal für die gesamte Branche. „Damit steigt der Wert der Handarbeit ebenso wie die Wertschätzung für die hervorragende fachliche Qualifikation unserer Mitarbeiter.“
Und was Lacher auch sagt: „Der Berufsstand Karosseriebau genießt aus zwei Gründen ein hohes Prestige: Erstens aufgrund der top-modernen Ausbildung. Zweitens, weil diese europaweit einzigartig ist. Nach dem Abschluss der Prüfung haben die Gesellen einen Doppelberuf: Sie sind Kfz-LackiererInnen und KarosseurInnen. Wir beobachten, dass sich wieder mehr junge Menschen für das Handwerk begeistern. An Autos zu schrauben oder die Blechbearbeitung am Fahrzeug durchzuführen, begeistert wieder. Deshalb können wir uns über steigendes Interesse an der Lehre freuen.“