Der deutsche Medienkonzern Axel Springer spaltet sich auf und wird erstmals seit 1985 wieder ein Familienunternehmen ganz in privater Hand. Das Mediengeschäft („Bild“, „Welt“, „Politico“) des 1946 gegründeten Verlags bleibt laut dem Konzern unter voller Kontrolle von Springer-Chef und Großaktionär Mathias Döpfner und der Springer-Familie. Die Mehrheit am weitaus einträglicheren Kleinanzeigengeschäft halten aber der US-Finanzinvestor KKR und der kanadische Pensionsfonds CPP.
Bei den „Classifieds“ wie etwa Jobportalen (Stepstone) und Immobilien (Aviv) bleiben Döpfner und die Verlegerwitwe Friede Springer mit einem Minderheitsanteil an Bord. Es sei klarer Plan gewesen, „dass Axel Springer eines Tages wieder ein Familienunternehmen sein würde“, sagte die 82-jährige Friede Springer. „Dass diese Vorstellung jetzt Wirklichkeit wird, erfüllt mich mit großer Freude.“
Lesen Sie auch
Der Deal soll in den kommenden Monaten finalisiert werden und bei grünem Licht der Kartellbehörden im Frühjahrsquartal 2025 abgeschlossen sein. Axel Springer werde künftig schuldenfrei sein, hieß es. Zum Neustart tritt Döpfner mit einer neuen Führungsspitze an. Der Vorstand löse sich weitgehend auf und er werde einen neuen Fünfjahresvertrag als Vorsitzender unterschreiben, erklärte der seit 2002 amtierende Döpfner in einer Nachricht an die Belegschaft.
KKR war 2019 bei Springer eingestiegen und hat den Konzern 2020 nach 35 Jahren von der Börse genommen. Die Bewertung von Springer war vor fünf Jahren bei 6,8 Mrd. Euro und ist nach aktuellem Stand nun doppelt so hoch bei rund 13,5 Mrd. Euro, wie Insider jüngst erklärten. Der Löwenanteil entfällt demnach mit etwa 10 Mrd. Euro auf das Geschäft mit Job- und Immobilienportalen. „Nach einer langen und erfolgreichen Partnerschaft ist dieser natürliche nächste Schritt für die Axel-Springer-Gruppe ein großartiges Ergebnis für alle beteiligten Stakeholder“, sagte Investoren-Legende Henry Kravis, der Co-Gründer von KKR.
Der 61-jährige Döpfner hält künftig mit der Verlegerwitwe zu fast 98 Prozent die Kontrolle über das Mediengeschäft, zu dem neben den Zeitungen „Bild“ und „Welt“ auch die US-Medien „Politico“ und „Business Insider“ gehören sowie das Preisvergleichsportal Idealo. Die restlichen Anteile entfallen auf den Springer-Enkel Axel Sven Springer.
KKR und CPP Investments haben Investitionen von 1,9 Mrd. Euro ermöglicht – wie 2021 den Kauf von Politico für rund 1 Milliarde Dollar (aktuell rund 900 Mio. Euro). Es war Springers größte Übernahme. Zuletzt war es ein offenes Geheimnis, dass KKR Wege für einen Ausstieg auslotet. Die Amerikaner hielten zuletzt 35,6 Prozent an Springer und CPP Investments 12,9 Prozent. Döpfner und Friede Springer kamen bisher je auf rund 22 Prozent.
Geld für Investitionen dürfte eher in die USA fließen, weniger in den deutschen Markt, sagten Insider. Zuletzt war in der Branche spekuliert worden, ob Springer am „Wall Street Journal“ interessiert wäre. Dies sei derzeit kein Thema, sagten Eingeweihte. Aber falls die renommierte Zeitung eines Tages zum Verkauf stünde, würde Springer sich das sicher anschauen.
Das Rubrikengeschäft ist profitabler als das Mediengeschäft. Stepstone, Aviv & Co sollen jeweils als eigenständige Gemeinschaftsfirma mit KKR und CPP Investments als Mehrheitseignern und Springer als Co-Minderheitsaktionär mit rund 15 Prozent aufgestellt werden. Springer-Finanzchef Julian Deutz wird als Chef der neu gegründeten AS Classifieds dieses Portfolio verantworten.
Der seit langem geplante Börsengang von Stepstone liegt auch wegen des Ukraine-Kriegs auf Eis. KKR und die Kanadier dürften einem Branchenexperten zufolge einen solchen IPO nun für die zweite Jahreshälfte 2025 anpeilen. Die Aviv Group mit Portalen wie Immowelt und SeLoger gilt auch als Börsenkandidat, ist aber noch nicht so weit, wie Insider sagten.