Bauern kämpfen um Chancengleicheit für das heimische Essiggurkerl

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Zwischen einem Euro und 1,30 Euro verdienen — brutto für netto — zumeist syrische Flüchtling bei der Gurkerlernte auf türkischen Feldern, weiß efko-Geschäftsführer Klaus Hraby. Und dann rechnet Ewald Mayr, Obmann von GEO_OÖ (Gemüse-, Erdäpfel- und Obstbauern OÖ) noch vor, dass ein oberösterreichischer Gurkerlbauer bei seinen Erntehelfern Arbeitskosten von 30 bis 35 Euro in der Stunde hat. Im benachbarten Bayern wiederum liege der Stundenlohn bei 12,40 Euro, Lohnnebenkosten seien 70 Tage lang keine abzuführen.

Fazit von Hraby und Mayr: Wer nachweislich österreichische Qualität etwa bei Gemüse haben will, dem müsse das auch etwas wert sein. Andernfalls sei „das heimische Essiggurkerl in Gefahr“, ergänzt der Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, Franz Waldenberger.

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Den — für die heimischen Gemüsebauern so schmerzlichen — Niederschlag findet diese kostenmäßige Ungleichheit in Billigprodukten in den Handelsregalen. Um nicht nur das gefährdete Essiggurkerl zu retten, drängen Hraby, Mayr und Waldenberger erstens auf eine klare Herkunftskennzeichnung. Laut einem Store-Check des Branchenverbandes ÖBOG bei Einlegegurken ist im Handel lediglich ein Viertel der Gurkerlprodukte mit klarer österreichischer Herkunft gekennzeichnet, bei zwei Drittel hingegen sei das Herkunftsland nicht sofort und eindeutig erkennbar gewesen.

Doch mit einer klaren Herkunftskennzeichnung ist es aus Sicht der Landwirtschaft und des Verarbeiters efko — der ja zu 49 Prozent im bäuerlichen Eigentum steht — nicht getan. Abgesehen von den Lohnnebenkosten fordert man auch beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eine „Harmonisierung“.

Aktuell nütze Österreich den möglichen Spielraum beim Einsatz solcher Mittel nicht, kritisiert Mayr unter Verweis auf Deutschland und nennt das Beispiel Bierrettich. Während Österreich ein Unkrautbekämpfungsmittel gar nicht erst zulässt, gibt es in Deutschland dafür eine „einzelbetriebliche Genehmigung“ — mit der Folge, dass der Rettichanbau in Oberösterreich mit dem heurigen Jahr Geschichte ist.

„Wir wünschen uns nichts mehr als Chancengleichheit, wir wünschen keine Besserstellung“, deponiert efko-Chef Hraby in Richtung Politik.

Beim Essiggurkerl und anderen Produkten seines Unternehmens geht es für Oberösterreich um viel. Von österreichweit 132 Hektar Anbaufläche für Gurkerl sind 123 oder 93 Prozent in Oberösterreich. Insgesamt bauen 179 bäuerliche Betriebe auf fast 2000 Hektar Frisch- oder Sauergemüse an, auf weiteren 1000 Hektar werden Speiseerdäpfel angebaut. efko wiederum veredelt im Jahr 90.000 Tonnen von 70 Frucht- und Gemüsesorten und beschäftigt 650 Mitarbeiter.

Von Markus Ebert

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