Bauinnung zu Bodenstrategie: 2,5-Hektar-Ziel wäre „Frontalangriff auf das Einfamilienhaus“

Ziegelbau in einem Rohbau

Die Landesinnung Bau OÖ begrüßt die von den Raumordnungs-Landesräten sowie vom Österreichischen Städtebund und Österreichischen Gemeindebund im Februar in Linz beschlossene österreichische Bodenstrategie. Es sei gelungen, eine zukunftsfähige Bodenstrategie zu entwickeln, die ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und das Bauen mit Hausverstand ermögliche, wird betont.

Expliziten Applaus gibt es dafür, dass die Bodenstrategie ohne die im Regierungsprogramm festgehaltene Beschränkung auf einen Bodenverbrauch von 2,5 Hektar pro Tag auskommt.

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Die Landesinnung Bau, die Gewerkschaft Bau Holz OÖ und Experten warnen, dass im Fall der 2,5-Hektar-Ziels für Betriebsansiedlungen oder -erweiterungen, für Kindergärten, Schulen, Altersheime oder Kommunaleinrichtungen um 85 bis 95 Prozent weniger bebaubare Flächen zur Verfügung stehen würden. Das würde nicht nur die ohnehin schwache Baukonjunktur und das Wachstum der heimischen Wirtschaft massiv behindern, sondern auch den Ausbau der Wohlfahrts-Infrastruktur.

Eine solche Bodenstrategie wäre laut Andreas Kreutzer vom Beratungsnetzwerk Kreutzer Fischer & Partner „auch ein Frontalangriff auf das Einfamilienhaus“. Kreutzer: „In Oberösterreich wäre jährlich nur noch der Bau von rund 200 neuen Einfamilienhäusern bzw. 13 Eigenheimen pro Bezirk möglich.“ Im Schnitt der Jahre 2018 bis 2022 wurden in OÖ jedoch ca. 3760 Gebäude pro Jahr errichtet.

Prinzipiell könnte eine Gemeinde nach Inkrafttreten der 2,5-Hektar-Zielmarke pro Jahr nur 1,2 Quadratmeter je Einwohner neu bebauen lassen, wobei bereits gewidmete, aber noch unbebaute Grundstücke mit einberechnet werden. Außerdem würde diese Regelung den Ausbau des regionalen oder überregionalen Straßennetzes praktisch unmöglich machen.

Für Bau-Landesinnungsmeister Norbert Hartl ist es wichtig, zwischen Flächeninanspruchnahme und Flächenversiegelung zu unterscheiden. Er rechnet vor, dass — auf die Gesamtfläche Österreichs gerechnet — jährlich 0,021 Prozent versiegelt würden. Umgerechnet auf eine Badewanne voll mit Wasser sei das in etwa ein Stamperl pro Jahr.

Oberösterreich brauche Raum für Menschen und Wirtschaft. Eine positive Entwicklung zu weniger Flächeninanspruchnahme und Nutzung von Baulandreserven wird von der oö. Landesinnung natürlich unterstützt. Hartl: „Auch uns ist die Bedeutung der Lebensgrundlage Boden bewusst und wir forcieren umweltbewusste Maßnahmen.“

Ziel müsse sein, die Fakten zur Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung objektiv einzuordnen, auf volkswirtschaftlich negative Folgen der geplanten Bodenstrategie aufmerksam zu machen und Vorschläge für eine adäquate Flächennutzung zu präsentieren. Wichtig wäre es auch, Lösungen für den Leerstand zu entwickeln und bereits bestehende Gebäude nachhaltig zu nutzen, so der Landesinnungsmeister.

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