BBT: Erster Haupttunnel-Durchschlag in Österreich

Die Mineure des Brennerbasistunnels nach erfolgtem Durchschlag © APA/EXPA/JOHANN GRODER/EXPA/JOHANN GRODER

In Sachen Brennerbasistunnel (BBT) ist am Dienstag der erste Haupttunnel-Durchschlag auf österreichischem Staatsgebiet erfolgt. Mit diesem Durchschlag wurde nunmehr das Baulos „H21 Sillschlucht“ auf Innsbrucker Stadtgebiet mit dem Baulos „H41 Sillschlucht-Pfons“ verbunden. Zuvor waren bei „H41“ 2,4 Kilometer Tunnel im klassischen Sprengvortrieb in Richtung Innsbruck gegraben worden.„Das ist ein Meilenstein“, sagte BBT-Vorstand Martin Gradnitzer bei der Anschlagsfeier.

Man nähere sich damit nämlich „der Fertigstellung des Brennerbasistunnels“, die aktuell mit 2032 anvisiert ist, und bewege sich mit dessen Finalisierung schließlich in naher Zukunft einen wichtigen Schritt in Richtung „Entlastung der Bevölkerung“, betonte der Vorstand der Brennerbasistunnelgesellschaft BBT SE bei den Feierlichkeiten im rund 130 Meter langen Haupttunnel Ost im Viller Berg. „Der Brennerbasistunnel ist nicht zuletzt eine effektive Maßnahme für mehr Klimaschutz“, benannte Gradnitzer zusammenfassend die künftigen Vorteile des Brennerbasistunnels.

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Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) beschrieb den Brennerbasistunnel als „wesentlich für die Mobilitätswende in Österreich“. Eine „künftige Bundesregierung“ müsse sich dieser Tatsache bewusst sein und die Vorteile dieses Tunnels fest im Blick haben, strich Zumtobel heraus. Damit diese Vorteile aber auch voll zum Tragen kommen könnten, brauche es zudem Eines: „Die Verlagerung von der Straße auf die Schiene.“ Dabei gelte es auch die Straße unattraktiver zu machen: „Die Straße ist noch immer viel zu billig.“

Innsbrucks Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA – Jetzt Innsbruck) betonte schließlich die historische Wichtigkeit des „Durchschlags auf Innsbrucker Boden“. „Hier handelt es sich nämlich um ein für Innsbruck überaus bedeutendendes Jahrhundertprojekt.“ Der Brennerbasistunnel sei darüber hinaus eine „unterirdische Brücke für die Zukunft Europas“, strich Anzengruber heraus, ehe der Tunneldurchschlag erfolgte und sich im Tunnel Staub breitmachte.

Verhindert war Verkehrs- und Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), diese nahm aber in einer Aussendung generell zum Brennerbasistunnel-Projekt Stellung. „Der Brennerbasistunnel ist ein Projekt von großer Bedeutung. Mit der längsten unterirdischen Eisenbahnverbindung der Welt entsteht hier zwischen Österreich und Italien die Zukunft der europäischen Mobilität: Schnell, auf der Schiene und klimafreundlich. Großen Dank an die Mineurinnen und Mineure die diese Zukunft in den Berg graben. Das ist eine technische Meisterleistung und es erfüllt mich – besonders als Tunnelpatin – mit großem Stolz“, erklärte die Grün-Ministerin.

Die Arbeiten in der Innsbrucker Sillschlucht (H21) – diese sollen mit Herbst 2024 endgültig beendet sein – hatten im August 2020 begonnen und waren mit einer Auftragssumme von 59,5 Mio Euro projektiert. Der Baubeginn der Haupttunnelröhre H41 datiert mit März 2023, diese Arbeiten sollen voraussichtlich bis Sommer 2028 dauern und rund 651 Mio. Euro kosten. Aktuell waren dabei von insgesamt 22,5 Kilometern ebenjene 2,4 Kilometer fertiggestellt. Dies führte letztlich zum nunmehr erfolgten Durchschlag.

Der gesamte Brennerbasistunnel wird nach seiner Fertigstellung auf 55 Kilometern zwischen Innsbruck und dem Südtiroler Franzensfeste verlaufen und gilt als Kernelement der neuen Bahnverbindung von München bis Verona. Nach Errichtung wird der flach verlaufende Eisenbahntunnel nach Angaben der ÖBB mit 64 Kilometern „die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt“ sein. Der Tunnel bildet zudem ein Kernstück des TEN-V Kernnetzkorridors Skandinavien-Mittelmeer.

Im vergangenen Jahr war es zu einer Gesamtkostenerhöhung von den ursprünglich kalkulierten 9,6 Mrd. Euro auf 10,5 Mrd. Euro gekommen. Von dem insgesamt 230 Kilometer langen Tunnelsystem des Brennerbasistunnels wurden seit Baubeginn 2007 von insgesamt 220 bisher 178 Tunnelkilometer vorangetrieben – davon 78 Kilometer Fahrtunnel, 56 Kilometer Erkundungsstollen und 44 Kilometer Zufahrts-, Rettungs-und Logistiktunnel.

Ursprünglich war eine Inbetriebnahme des Tunnels Ende 2028 anvisiert worden, im Jahr 2021 kam es schließlich zu einer Rückdatierung auf 2032. Den Hauptgrund dafür machte der italienische BBT SE-Vorstand Gilberto Cardola in einem APA-Interview im Februar diesen Jahres in der Corona-Krise aus. Eine „weltweite Katastrophe wie Covid war nicht vorhersehbar und damit auch nicht das Risiko“, so Cardola, man habe die Arbeiten in der Zeit nie komplett unterbrechen müssen, aber die Arbeiten seien aufgrund der Sicherheits- und Gesundheitsauflagen natürlich langsamer vonstatten gegangen.