BMW-Produktionsstopp bis Ende April, Steyr früher in Betrieb

Die Coronakrise trifft den deutschen Autobauer BMW härter als erwartet. Wegen des Absatzeinbruchs in seiner größten Marktregion Europa unterbricht der Oberklassehersteller seine Autoproduktion auf dem Kontinent mindestens eineinhalb Monate lang. Das Motorenwerk in Steyr in Oberösterreich, das Motoren auch für China baut, soll nach derzeitigem Plan aber bereits am 18. April wieder in Betrieb gehen.

In den USA, wo BMW die Fertigung später als in Europa heruntergefahren hatte, wird der Produktionsstopp nun um fast zwei Wochen bis 30. April verlängert, wie der Konzern am Montag ankündigte.

Zur Begründung verwies BMW auf einen Absatzrückgang um ein Fünftel im ersten Quartal, vor allem infolge der Schließung zahlreicher Autohändler in mehreren Ländern. “Daher wird es noch länger dauern, bis die Märkte sich wieder erholen”, sagte ein Sprecher. Wegen der Pandemie sind BMW zufolge in Europa rund 80 Prozent der Verkaufsstellen geschlossen, in den USA rund 70 Prozent. Vertriebsvorstand Pieter Nota erklärte, BMW passe sein Produktionsvolumen an die Nachfrage an. In Europa hatte der Konzern im vergangenen Jahr deutlich mehr als eine Million Autos verkauft, gefolgt von Asien mit knapp einer Million und dem amerikanischen Kontinent mit fast einer halben Million.

Ähnlich wie andere Hersteller kündigte BMW am 18. März Produktionsstopps in Deutschland und Großbritannien an und legte später auch sein US-Werk Spartanburg still. Bisher hatte der Autobauer auf ein Ende der Unterbrechungen am 19. April gehofft. Allein in Deutschland sind 35.000 Mitarbeiter davon betroffen.

Das BMW-Werk in Steyr hatte in der vorletzten Märzwoche beim AMS einen Kurzarbeitsantrag über drei Monate für alle Mitarbeiter im Produktionsumfeld, auch für Zeitarbeitskräfte, eingebracht. In Deutschland sind rund 20.000 BMW-Mitarbeiter in Kurzarbeit. Mehrere tausend Mitarbeiter nutzten den Produktionsstopp aber für Umbauten in den Werken, teilte der Konzern mit.

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Auch Volkswagen, Daimler und andere internationale Hersteller haben ihre Werke in Europa bis auf Weiteres dicht gemacht und erwarten heuer schwere Absatzeinbrüche. Nicht nur in Deutschland mussten Autohändler ihre Verkaufsräume auf Anordnung der Behörden schließen. Die Aussichten für das Auslandsgeschäft der wichtigsten deutschen Branche sind laut Ifo-Institut ebenfalls auf den tiefsten Stand seit elf Jahren gesunken.

Im ersten Quartal verkaufte der BMW weltweit lediglich 477.000 Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce, 20,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Am stärksten war der Rückgang in China, wo die Pandemie ausgebrochen war und Teile der Wirtschaft als erstes lahmgelegt hatte: Im weltgrößten Automarkt schrumpfte die Verkaufszahl um 30,9 Prozent. In Europa betrug der Rückgang im Zeitraum Jänner bis März 18,3 Prozent, in den USA 17,4 Prozent.

Einen Lichtblick machte Nota allerdings in China aus, wo die Produktion bereits am 17. Februar wieder hochgefahren wurde. “In China sehen wir mit einem starken Auftragseingang die ersten Anzeichen einer Erholung”, sagte er. Die Trendwende im März deute auf eine nachhaltige Erholung des Marktes hin. Auch in Südkorea sei die Entwicklung positiv. Um asiatische Werke zu versorgen, läuft auch die BMW-Komponentenfertigung in Deutschland weiter.

Trotz der Coronakrise rechnet BMW unverändert damit, die seit heuer geltenden Grenzwerte für den CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte in der EU einzuhalten. Anders als die Zahl der Autos mit reinen Verbrennungsmotoren stieg die Zahl der teil- und vollelektrischen Wagen, die BMW im ersten Quartal weltweit verkaufte. Mit knapp 31.000 elektrifizierten Fahrzeugen betrug der Zuwachs im ersten Quartal 13,9 Prozent. In der Branche waren Stimmen laut geworden, die Zielwerte für die Hersteller zu lockern.

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