„Brauchen keine Babler-Ideen“

Klare Absage von Landwirtschaftsminister Totschnig an SPÖ-Steuerplänen

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Bauernbund-Präsident Georg Strasser und LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger (von links) setzten sich unter anderem für einen Ausbau der Kennzeichnungspflicht ein, unter anderem mit der Kampagne „draufgschAUT“, die im Herbst startet.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Bauernbund-Präsident Georg Strasser und LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger (von links) setzten sich unter anderem für einen Ausbau der Kennzeichnungspflicht ein, unter anderem mit der Kampagne „draufgschAUT“, die im Herbst startet. © Bauernbund

„Den Wohlstand zu erhalten ist die große Herausforderung der nächsten Jahre“, betonte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig einmal mehr im Rahmen der Rieder Messe. Das gelte für Österreich im Allgemeinen und für die bäuerlichen Betriebe im Speziellen.

Die sehen sich nämlich mit einer ganz speziellen Kluft konfrontiert. Einerseits werde nämlich, so Totschnig, der Landwirtschaft immer mehr abverlangt. Als Beispiele führte er die Bereiche Produktqualität, Tierwohl, Biodiversität und Umweltschutz, Ausbau der Erneuerbaren und Reduktion von Emissionen an.

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Produkte zwischen Billig und Premium unter Druck

Andererseits seien die Konsumenten aber derzeit nur bedingt bereit oder in der Lage, für hochwertige Lebensmittel auch höhere Preise zu bezahlen. „Wir sehen eine Zweiteilung auf dem Lebensmittelmarkt: Der Premiumbereich ist stabil, die Eigen- und Billigmarken erstarken und die Produkte dazwischen stehen stark unter Druck“, so Bauernbund-Präsident Georg Strasser.

Strategiepapier „Vision 2028+“ in Arbeit

Auch deshalb will Totschnig bis April oder Mai 2024 in einem Strategieprozess namens „Vision 2028+“ einen „Entwicklungspfad für die bäuerlichen Familien“ ausarbeiten lassen. Denn nur starke Bauernfamilien können auch gute Ernten einfahren“, so der Minister. Ziel sei es, Leitlinien für die Landwirtschaft in Österreich zu erstellen.

Bevor er ins Detail ging, stellte der Tiroler in Richtung SPÖ-Plänen für eine Vermögens- und Erbschaftssteuer unter ihrem neuen Parteivorsitzenden unmissverständlich klar: „Wir brauchen keine Babler-Ideen. Das sind Konzepte aus den 1970er Jahren“, betonte Totschnig.

„Das hat nichts mit Luxus zu tun“

Die Begründung lieferte Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich: „Land- und forstwirtschaftliche Betriebe und insbesondere Grund von Bauern hat nichts mit Luxusgütern zu tun. Das ist keine Wertanlage, sondern die Produktionsgrundlage für unsere Bauern. Das haben anscheinend noch nicht alle verstanden.“ Vielmehr müsse man sich die Frage stellen, „wie wir die Rahmenbedingungen so gestalten können, damit sich Arbeit und Leistung lohnen“, erklärte Totschnig.

„Positive Errungenschaften wichtig für Akzeptanz“

Zugleich gelte, dafür zu sorgen, dass der Green Deal der EU so gestaltet werde, dass „die Bauern nicht in Bürokratie untergehen“, erklärte der Minister. Weitere wichtige Anliegen sind ihm der Ausbau des Eigenversorgungsgrads, der Schutz der Böden und Umwelt, der Ausbau der Erneuerbaren sowie Energie-Unabhängigkeit, eine Anpassung an den Klimawandel (Stichwort klimafitte Wälder), weiterhin Gentechnik-Freiheit, ein Ausbau der Herkunftskennzeichnung und dazu auch der Dialog mit der Gesellschaft: „Wir müssen mehr darüber reden, welche Leistungen die Landwirtschaft erbringt. Positive Errungenschaften sind entscheidend für die Akzeptanz“, so Totschnig.

„Die Wissenschaft gibt uns recht: Gut und nachhaltig“

Und davon gebe es in Österreich genug: „Die Wissenschaft bestätigt, dass die österreichische Agrarpolitik gut und sehr nachhaltig ist“, betonte Strasser. Denn während die Landwirtschaft an den weltweiten Emissionen von Treibhausgasen 22 Prozent ausmacht, sind es hierzulande nur elf Prozent. Zudem sind sie seit 1990 um 16 Prozent gesunken.

Von Roland Korntner

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