Prinzipiell ist die Stimmung optimistisch, zukünftig mehr Mädchen für eine Karriere im MINT-Umfeld (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu gewinnen. Davon zeugen auch etliche Initiativen, die landauf, landab gesetzt werden. Eines der bekanntesten Beispiele ist der Girls’ Day, der traditionell jedes Jahr am 25. April stattfindet.
Nach wie vor niedriger Frauenanteil
Die Statistik zeigt aber nach wie vor, dass ein Berufsweg im MINT-Bereich für Frauen nach wie vor die Ausnahme bildet: ihr Anteil in technischen Lehrberufen betrug 2022 lediglich elf Prozent. In Österreichs HTLs sind 17 Prozent der Schüler weiblich, in universitären MINT-Studiengängen 20 Prozent und in MINT-Fächern an Fachhochschulen knapp ein Viertel, nämlich 23 Prozent.
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Dabei haben laut Infineon-Chefin Sabine Herlitschka Wissenschaft und Technik im deutschsprachigen Raum „völlig zu Unrecht ein Image mit wenig Strahlkraft“. Insbesondere Mädchen und Frauen fühlen sich nicht angesprochen. „Mit den bisherigen Maßnahmen ist es nicht gelungen, eine echte Trendwende bei der Berufswahl von Mädchen herbeizuführen. Hier braucht es neue Zugänge! Studien zeigen deutlich: Mädchen wird, oft unbewusst, von Klein auf im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich weniger zugetraut“, so die Vizepräsidentin der Industriellenvereinigung Österreich. Dabei gäbe es viele schöne Beispiele, wie Frauen mit einer MINT-Ausbildung Karriere machen.
Experimente mit dem Chemiebaukasten
Ein Role-Model ist dabei wohl Susanne Reischauer, Chemikerin. Die gebürtige Oberösterreicherin (29) hat bereits viel von der Welt gesehen: Studium in Graz, Doktorarbeit in Berlin (mit summa cum laude), Forschung am Max-Planck-Institut in Potsdam, Studienaufenthalte in New York und Tschechien, Post-Doc in Chicago.
Die Liebe zur Chemie entfachte ihr erster Chemiebaukasten, mit dem sie erst im elterlichen Wohnzimmer und später – aus Sicherheitsgründen – im Gartenhaus experimentieren durfte. Ein Tag der offenen Tür in einer Chemie-HTL tat sein Übriges: Die spannende Welt der Chemie und Materialwissenschaft ließ Susanne Reischauer nicht mehr los, führte sie einmal um die Welt und dann zurück nach Österreich.
Seit März 2024 ist sie bei Infineon in Villach als Senior Project Leader in der Technologieentwicklung. Dabei begleitet sie die Entwicklung neuer, noch energieeffizienterer Chips von den Kinderschuhen bis zur Marktreife und ihrem Einsatz zum Beispiel in Solaranlagen. Technisches Verständnis ist dabei wichtig, genauso wie Projektmanagementfähigkeiten und ein Gespür für Menschen, denn Kommunikation ist beim Koordinieren von Projekten essenziell.
Chemie betrifft alle Lebensbereiche
„Wenn Leute das Wort „Chemie“ hören, denken sie sofort an rauchende Schornsteine. Dabei ist Chemie so viel mehr, betrifft alle Lebensbereiche. Die Berufsmöglichkeiten reichen vom Krankenhaus bis zur Halbleiterindustrie, wo wir jeden Tag dazu beitragen, die Klimawende zu ermöglichen.“ Welchen Tipp sie jungen Menschen in der Phase der Berufsorientierung gibt? „Sich möglichst viel anzuschauen, Praktika machen, sich nicht abschrecken lassen und seine Leidenschaft finden. Jeder Job lässt einen wachsen und bringt Erfahrung. Ich habe von Kellnern bis zum Apothekenjob vieles gesehen und jeder Job hat mich dabei weitergebracht, meinen Weg zu finden.“