Das war 2021: Wirtschaft

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Inflation zieht an

Jahrelang hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihr selbst gestecktes Inflationsziel von „unter, aber nahe zwei Prozent“ verfehlt. Was die Notenbanker mit ihrer Geldpolitik nicht geschafft haben, gelingt aber einem Virus: Vor allem die stärkere Nachfrage nach Energie lässt die Preise in die Höhe schnellen.


Energiepreise explodierten

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2021 explodieren die Energiepreise weltweit geradezu. Ursache für die starke Verteuerung von Erdöl und Erdgas gegenüber den recht niedrigen Preisen vom Vorjahr ist die rasche Erholung der Wirtschaft in vielen Ländern nach Abflauen der Coronakrise. Dass neben Sprit und Heizöl auch Elektrizität mehr kostet, hängt mit den Gaspreisen zusammen, die – wie die CO2-Bepreisung – andere Energieträger mitziehen. Auch wird heuer im Sommer weniger erneuerbare Energie produziert. Politisch lässt sich gegen hohe Energiepreise zugunsten der Konsumenten wenig tun – außer Haushalten Heizzuschüsse zu geben oder Energiesteuern zu senken. Letztlich kommen die Energieverteuerungen auch bei anderen Produkten an, z. B. über die Düngemittel bei der Ernährung.


Kaufhaus Österreich pleite

Februar: Für das „Kaufhaus Österreich“ heißt es nach nicht einmal drei Monaten Ladenschluss. Das von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer präsentierte Onlinehändler-Verzeichnis sollte heimischen Händlern im Kampf gegen die Internetgiganten Amazon, Zalando und Co helfen. Bereits im Februar wird das Aus des Portals verkündet, das künftig nur noch als Infoseite für Händler dienen soll. Das Projekt war von Anfang an von Spott und Häme begleitet. Kritisiert wurde neben den hohen Kosten von fast 1,3 Mio. Euro auch die schlechte Nutzbarkeit der Website.


Chipmangel weltweit

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Der Weltwirtschaft fehlen vor allem Computerchips. Nach dem Ausbruch der Coronakrise im Frühjahr 2020 war der Kfz-Absatz weltweit stark zurückgegangen, viele Halbleiterhersteller haben ihre Produktion deshalb auf PC- und Unterhaltungselektronik umgestellt. Die zunehmende Digitalisierung und die starke Nachfrage nach Technologie in der Coronakrise, bedingt durch Lockdowns und Home-Office, haben den Bedarf nach Chips unerwartet stark in die Höhe schnellen lassen. Vor allem in der zuletzt wieder anziehenden Auto-Produktion fehlen nun die Teile: Trotz voller Auftragsbücher stehen die Fließbänder zeitweise still. Aber auch andere Branchen leiden unter dem Halbleitermangel. Ein Ende der Lieferengpässe ist deshalb auch nach über einem Jahr nicht in Sicht.


Bahnstreik in Deutschland

Im Spätsommer stehen in Deutschland viele Züge still. Die Lokführer wollen sich mit einer vom Arbeitgeber Deutsche Bahn angebotenen Nullrunde nicht abfinden und treten in den Streik, der auch den Zugverkehr in Österreich in Mitleidenschaft zieht. Nach drei Streikrunden im August und September kommt es schließlich zu einem Kompromiss im Arbeitskampf: 3,3 Prozent Lohnerhöhung und zwei Coronaprämien von maximal 1000 Euro insgesamt.


Aus MAN Steyr wird Steyr Automotive

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1. September: Ein langes Tauziehen ist es gewesen, die Übernahme des MAN-Standortes in Steyr durch Investor Siegfried Wolf. Wolfs erstes Angebot wird von den Mitarbeitern noch mit großer Mehrheit abgelehnt. Erst nach Nachbesserungen stimmen sie zu und Wolf kann das Werk von MAN übernehmen. Zwischenzeitlich ist sogar eine Staatsbeteiligung diskutiert worden, zu der es nicht kommt. Von der 1900-köpfigen Stammbelegschaft – samt Leiharbeitern arbeiteten rund 2200 Menschen am Standort – müssen voraussichtlich 500 gehen. Jene, die bleiben können, müssen Entgelteinbußen hinnehmen. Der MAN-Konzern hatte sich festgelegt, verkauft wird nur an Wolfs WSA, dabei hätte es laut Belegschaftsvertretern drei weitere Interessenten gegeben. Der Lkw-Produktionsstandort heißt künftig „Steyr Automotive“, noch bis Mitte 2023 rollen auch MAN-Laster vom Band.


Rekordstrafen

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In Österreich fliegt ein Baukartell auf, das jahrelang illegale Absprachen bei Auftragsvergaben durchzog. 2021 regnet es dafür Rekordstrafen. Die Porr fasst eine Geldstrafe von rund 62 Mio. Euro aus. Das ist die bisher höchste Strafzahlung in der Geschichte der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Die Strabag muss gut 45 Mio. Euro Bußgeld zahlen. Beide Konzerne geben die Kartellvergehen zu. Zahlreiche weitere Unternehmen sind Teil des Kartells. Erledigt ist die Sache also noch lange nicht.


Wechsel in Chefetagen

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Bei den großen heimischen Firmen gab es zahlreiche Führungswechsel. In der OMV musste Rainer Seele gehen, ihm folgte mit 1. September der Borealis-Manager Alfred Stern (Bild). Semperit-Chef Martin Füllenbach wirft Ende September überraschend hin und wechselt zum italienischen Brennstoffzellenhersteller Solidpower. Bei Lenzing geht Stefan Doboczky auf eigenen Wunsch, um eine neue Aufgabe zu übernehmen, der Aufsichtsrat verlangt daraufhin einen sofortigen Abschied mit dem Ende des dritten Quartals. Vorerst übernimmt Aufsichtsrat Cord Prinzhorn.


Oberösterreicher neuer Wifo-Chef

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An die Spitze des Wirtschaftsforschungsinstitutes Wifo rückt anstelle von Christoph Badelt ab 1. Oktober der 44-jährige Oberösterreicher Gabriel Felbermayr, davor Präsident des deutschen Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Im Institut für Höhere Studien (IHS) soll dem als Arbeitsminister in die Politik gewechselten Martin Kocher der Saarländer Lars Feld (55) folgen. Noch hakt es an der Finanzierung des IHS, sodass der frühere Vorsitzende des deutschen „Rates der Wirtschaftsweisen“ noch „designiert“ ist.

 


Bankdesaster beendet

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21. Oktober: Das Debakel um die Pleitebank Hypo Alpe Adria geht mit der Abwicklung ihrer Nachfolgeeinheit Heta zu Ende. Das Abbauvehikel hat aus der Verwertung aller Vermögen der Hypo Alpe Adria 10,85 Mrd. Euro erlöst – wesentlich mehr als die ursprünglich erwarteten 7,3 Mrd. Euro. Die Gläubiger der Bank erhalten daher 86,32 Prozent ihrer Forderungen und nicht nur 46 Prozent. Den Steuerzahler hat das vom früheren Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider gestartete Abenteuer der ursprünglich kleinen Regionalbank allerdings laut Fiskalrat etwa 9 Milliarden Euro gekostet.

 


Neue Spitze für LK OÖ

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Nach der Nominierung durch den Oberösterreichischen Bauernbund stellt sich Franz Waldenberger am 10. Dezember in der Landwirtschaftskammer-Vollversammlung der Wahl als Präsident. Der Vorschlag der Bauernbund-Fraktion wird mehrheitlich (sechs Gegenstimmen des Unabhängigen Bauernverbandes) angenommen. Die Wahl eines neuen Präsidenten wurde nötig, da Michaela Langer-Weninger als Agrar-Landresätin in die Politik wechselte. „Bäuerin und Bauer zu sein ist der wichtigste Beruf überhaupt. Gerade deshalb ist es mir wichtig, dass wir in der Landwirtschaftskammer eine gute Zusammenarbeit mit allen Fraktionen haben“, betonte der neue LK-Präsident, der von LH Thomas Stelzer angelobt wurde


Gründer-Rekordjahr

Finanziers investieren in heimische Start-ups heuer bisher die Rekordsumme von über 1,2 Mrd. Euro. Zum Vergleich: 2020 und 2019 waren es laut Branchenerhebungen etwas über 200 Mio. Euro. In den Jahren davor waren die investierten Summen noch niedriger. Die größten Investments entfallen 2021 mit 376 Mio. Euro auf Bitpanda und mit 275 Mio. Euro auf die Online-Lernplattform GoStudent.


Sidlo kämpft um Gage

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Um die Bestellung des FPÖ-Manns Peter Sidlo (Bild) zum Finanzvorstand der teilstaatlichen Casinos Austria, jene Causa, die die weitreichenden Korruptionsermittlungen bis in die höchsten Kreise der Republik ausgelöst hat, geht der Zivilprozess am Wiener Handelsgericht 2021 weiter. Sidlo fordert von den Casinos, ihm mehr als 2,3 Mio. Euro an Vorstandsgage auszuzahlen. Die Casinos argumentieren, Sidlos vorzeitige Abberufung im Dezember 2019 sei rechtens gewesen. Auch die strafrechtlichen Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gehen 2021 weiter.

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