„Der Traum vom leistungslosen Wohlstand ist ein Alptraum“

Industriellenvereinigung OÖ will den Standort Österreich mit Reparaturpaket wieder wettbewerbsfähig machen

Im Werkzeugkasten, den die Industrie für die Politik zusammengestellt hat, findet sich eine Reparaturanleitung für Österreich, das die IV ebenso wie Deutschland im internationalen Standortwettbewerb als Abstiegskandidat sieht.
Im Werkzeugkasten, den die Industrie für die Politik zusammengestellt hat, findet sich eine Reparaturanleitung für Österreich, das die IV ebenso wie Deutschland im internationalen Standortwettbewerb als Abstiegskandidat sieht. © Andrey Popov — stock.adobe.com

Stefan Pierer, Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich, und Joachim Haindl-Grutsch, IV-Geschäftsführer, können etliche Gründe aufzählen, warum es um den Wirtschaftsstandort Österreich nicht zum Besten bestellt ist — und sie haben auch eine zehn Punkte umfassende Reparaturanleitung parat.

Aber eines magerlt die Industrievertreter zuvorderst: „Wir haben ausschließlich steuerliche Anreize zum Nicht- oder Wenigarbeiten“, konstatiert Haindl-Grutsch in einer Pressekonferenz. Und Pierer merkt an anderer Stelle an: „Unser Wohlstand ist in den letzten 70 Jahren nicht durch Minderleistung erzielt worden“.

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Und wer es immer noch nicht glaubt, dass dem IV-Präsidenten Leistung ein Herzensanliegen ist, der kann auch das noch hören: „Der Traum vom leistungslosen Wohlstand ist ein Alptraum“, aber — so Pierer mit Blickwinkel Teilzeit — „wir honorieren Minderleistung“

Die Sorge um den Industriestandort resultiert freilich nicht nur aus der steuerlichen Benachteiligung von Leistung zum einen und dem Drang zu Teilzeit und früher Pension zum anderen.

Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, Produktionssverlagerung, KMUs, die mit dem Rücken zur Wand stehen, und dann auch noch ein Jahr mit drei Wahlen — Nationalrat in Österreich, EU-Wahl und Wahl des US-Präsidenten. Aber, so betont Pierer: „Ein Jahr des politischen Stillstands kann sich Österreich in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage nicht leisten“. Die Botschaft von Haindl-Grutsch: „Es muss rasch gegengesteuert werden“.

Im zehn-Punkte-Reparaturpaket sieht die IV die Chance, dass es nicht zum „dauerhaften Abfluss industrieller Wertschöpfung kommt“, aber, so betont Pierer, dafür müssen „Politik und Gesellschaft jetzt in die Hände spucken und mit Fleiß und Einsatz die strukturellen Probleme des Landes lösen“. Auf den Punkt gebracht lautet die Reparatur-Losung: „Weniger Steuern und Bürokratie, mehr Leistung und Investitionen“.

Es brauche etwa aus steuerlicher Sicht mehr Anreize für Vollzeitarbeit, eine Senkung der Abgabenquote und der Lohnnebenkosten. Gefordert werden auch eine Schuldenbremse, Entbürokratisierung und Digitalisierung im öffentlichen Sektor, der qualifizierte Zuzug von Fachkräften und eine Stärkung der dualen Ausbildung. Und schließlich brauche es mehr Geld für Forschung und die Sicherstellung wettbewerbsfähiger Energiepreise. „Es geht jetzt um das Eingemachte“, so das Fazit von Präsident Pierer.

Von Markus Ebert

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