Dramatischer Rückgang landwirtschaftlicher Einkommen

Unrecognizable field worker or agronomist checking health of corn crops in the field. © littlewolf1989 - stock.adobe.com

Nach einem Hoch im Jahr 2022 sind die Einkommen der Agrarbetriebe zuletzt wieder zurückgegangen. Das Faktoreinkommen pro Arbeitskraft sank 2023 zum Vorjahr laut zweiter Vorschätzung real um 21,5 Prozent, wie die Statistik Austria am Freitag mitteilte. Dafür verantwortlich sei vor allem ein Rückgang der Getreidepreise, weniger öffentliche Gelder und gestiegene Abschreibungen.

Angesichts dieser Herausforderungen, mit denen sich die österreichische Landwirtschaft konfrontiert sieht, fordert die Landwirtschaftskammer OÖ eine dringende Inflationsanpassung der agrarischen Direktzahlungen.

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„Das Einkommensminus für 2023 verdeutlicht die schwierige Lage unserer bäuerlichen Familienbetriebe. Während die Kosten im Vorjahr weiterhin hoch waren, gingen die Erzeugerpreise wieder teils massiv nach unten. In anderen Berufsgruppen haben Inflationsanpassungen bei den Gehältern und Löhnen stattgefunden,“ so LKOÖ Präsident Franz Waldenberger.

„Das muss auch für die landwirtschaftlichen Einkommen zur Selbstverständlichkeit werden, denn die bäuerlichen Familien haben schließlich ebenso mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen und müssen ihre Existenzen absichern. Das funktioniert jedoch nur mit langfristig planbaren und gesicherten Einkommen.“

Sinkendes Preisniveau und Ernteausfälle

Der Gesamtproduktionswert der österreichischen Landwirtschaft blieb den Statistikern zufolge mit rund 10,2 Mrd. Euro auf hohem Niveau, lag aber nominell um 2,9 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Während die pflanzliche Erzeugung gegenüber 2022 Werteinbußen verzeichnete (minus 13,2 Prozent), legte der Wert der tierischen Erzeugung zu (plus 5,1 Prozent).

Dabei fiel die Entwicklung je nach Produktionssparte unterschiedlich aus: Bei Getreide und Ölsaaten etwa sank das Preisniveau im Vergleich zum Vorjahr, was einen Einbruch der Produktionswerte zur Folge hatte. Aufgrund gesunkener Preise gingen auch die Produktionswerte von Zuckerrüben und Futterpflanzen zurück. Wegen Ernteausfällen kam es darüber hinaus im Obstbau zu einem Rückgang, der den Angaben zufolge durch Preiserhöhungen nicht kompensiert werden konnte.

Bei Gemüse, Kartoffeln und Wein hingegen erhöhten sich die Erzeugerpreise – also jene Preise, die Produzenten für ihre Ware verlangen können – und damit auch die Produktionswerte. In der Schweineproduktion schrumpfte das Volumen im vergangenen Jahr weiter. Aufgrund starker Preisanstiege wurde dennoch ein kräftiges Plus des Produktionswerts erzielt.

Die Daten beruhen auf der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR), es handelt sich also um makroökonomische Berechnungen. In Bezug auf die Einkommen zeigen sie die durchschnittliche Entwicklung, in die unter anderem diverse Subventionen einfließen. Die Statistik Austria weist darauf hin, dass die Einkommensentwicklung für einzelne Regionen beziehungsweise einzelne Betriebstypen „davon erheblich abweichen“ kann.

Stark schwankende Einkommen

Generell unterliegen die landwirtschaftlichen Einkommen im langjährigen Vergleich starken Schwankungen. Laut „Grünem Bericht“ – der die durchschnittlichen Einkünfte der Betriebe ausweist – wurden zwischen 2012 und 2015 jeweils Rückgänge im Bereich von 5 bis 15 Prozent verzeichnet, ehe die Gewinne 2016 und 2017 um etwas mehr als 10 Prozent zulegten. Nach einem neuerlichen Minus im Jahr 2018 folgte eine Phase der Stagnation, 2021 gab es dann erstmals wieder ein Plus von 15 Prozent. Aufgrund der höheren Erzeugerpreise stand 2022 ein kräftiges Plus von 42 Prozent zu Buche.

„Das Einkommensminus für 2023 zeigt die schwierige Lage unserer bäuerlichen Familienbetriebe, die jedes Jahr aufs Neue um ein angemessenes Einkommen zittern müssen. Während die Kosten im Vorjahr weiterhin hoch waren, gingen die Erzeugerpreise wieder massiv nach unten“, kommentierte auch der Präsident der Landwirtschaftskammer (LKÖ), Josef Moosbrugger, die Ergebnisse in einer Aussendung. Genauso wie Waldenberger forderte er eine Inflationsanpassung für Fördermittel seitens der EU, außerdem müsse den Agrarbetrieben ein höher Wertschöpfungsanteil auf den Märkten zukommen.

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