Ein Gmundner verantwortet die Geschicke von drei Automarken

Für Wolfgang Wurm ist ein „Auto mehr, als von A nach B zu kommen“

Wolfgang Wurm (l.) und Cupra-CEO Wayne Griffiths. © Cupra

Seit gut einem Jahr verantwortet der gebürtige Gmundner Wolfgang Wurm in der Geschäftsführung der Porsche Austria die Geschicke von Cupra, Seat und Skoda sowie das After-Sales-Geschäft des Konzerns.

Wie läuft es für die Marken Skoda, Seat und Cupra?

WOLFGANG WURM: Besser als erwartet, wobei wir schon mit Sorge auf das Jahr geschaut haben. Der Markt hat sich ein wenig erholt, wobei das Umfeld weiterhin schwierig ist. Jetzt kommen aber wieder die Leute in die Schauräume.

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Also auch die Privatkunden?

Ja. Und wir verkaufen mehr als im Vorjahr. Man muss aber auch sagen, dass in den vergangenen drei Jahren im Gesamtmarkt knapp 100.000 Autos pro Jahr weniger verkauft wurden. Das bedeutet: Die Fahrzeuge werden älter und irgendwann muss man tauschen. Das erleben wir jetzt zum Teil.

Das ist aber vermutlich gut für das Servicegeschäft, oder?

Durchaus. Teilweise kommen die Werkstätten auch an ihre Kapazitätsgrenzen, aber in dem Bereich läuft das Geschäft sehr zufriedenstellend.

Wie wird sich der Pkw-Markt heuer entwickeln?

Ich gehe davon aus, dass er ziemlich konstant gegenüber dem Vorjahr sein wird, also bei rund 240.000 neu zugelassenen Pkw.

Teilweise geben die Händler wieder vermehrt Rabatte. Ein Trend?

Mit Aktionen bekommt man sicher mehr Menschen in die Schauräume, und das wird man sich anschauen müssen. Fest steht, der Österreicher braucht einen Kaufstimulus, einen Anreiz. Wir spüren aber schon, dass es hohe Lohnabschlüsse gegeben hat. Bei Cupra haben wir indessen ein Agenturmodell, bei dem die Kunden – egal, wo in Österreich sie den Wagen kaufen – den selben Preis bekommen. Da entfällt also das Feilschen.

Die drei Marken, die Sie verantworten, entwickeln sich besser als der Markt?

Ich denke, sie entwickeln sich ungefähr marktkonform. Skoda punktet bei uns in Österreich seit Jahr und Tag mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis sowie geräumigen Platzverhältnissen und ist nicht umsonst unangefochten die Nummer zwei.

Stehen heuer auch E-Auto-Neuheiten bei Seat, Skoda und Cupra an?

Ja. Da tut sich einiges; vor allem bei Cupra und Skoda.

Auch leistbare E-Autos?

Absolut. Dazu muss man wissen: Neue Technologien werden immer Top-down eingeführt, denn diese müssen schließlich finanziert werden. Anfangs ist es so, dass sich für Unternehmen neue Technologien nicht rechnen. Jetzt erleben wir aber, wie E-Mobilität für immer mehr Menschen leistbar wird – und da haben wir seitens des Porsche-Konzerns etliche Angebote im Talon. Ich meine, dass wir noch schneller bei den Emissionen runterkommen müssen, als es jetzt der Fall ist. Und da ist die Elektromobilität ein Hebel. Denn ein E-Motor hat einen deutlich höheren Wirkungsgrad als ein Benziner oder ein Diesel.

Kommen wir zu Seat. Diese gilt als totgesagte Marke!

Völlig zu Unrecht. Es geht um den Einstieg in unsere Markenwelten und da wäre es ja nicht klug, das anderen zu überlassen. Seat bietet ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, ein tolles Design und ist beispielsweise in Österreich nicht umsonst eine Fünf-Prozent-Marke. Ich sehe also schon viel Potenzial für die Marke. Innerhalb des Konzerns ist jede Marke strategisch gut positioniert. So ist Cupra die Performancemarke und Seat die Einsteigermarke. Wir werden auch bei Seat neue Modelle vorstellen. In Österreich hat Seat sogar einen ganz besonderen Stellenwert und ist vor allem bei Frauen sehr beliebt.

Wie beurteilen Sie den Stellenwert des Autos?

Ein Automobil ist deutlich mehr, als von A nach B zu kommen. Es ist ein Rückzugsbereich, wo viele Menschen noch so sein können, wie sie sind. Beispielsweise, dass sie laut Musik hören können. Oder dass sie es innen auch dekorieren können, wie sie wollen. Viele Menschen geben sich im Auto so, wie sie wirklich sind – und das schätzen sie.

Sie sind für den After-Sales-Bereich zuständig und da sind laut Aussendung viele „Zukunftsprojekte in der Pipeline“. Welche?

Wir setzen mit verschiedenen Projekten an, wie beispielsweise mit dem Projekt „Quality Parts“, bei dem wir mehr als 10.000 Ersatzteile in herstellergeprüfter Top-Qualität für preissensible Kunden anbieten. Das dient der Kundenzufriedenheit, denn natürlich ist auch der Preis bei der Reparatur oder beim Service ein Kriterium.

Für wen sind diese Quality Parts relevant?

Das ist speziell für Kunden, die ältere Modelle fahren.

Stichwort Autos online verkaufen. Wird sich das kurz- bis mittelfristig durchsetzen?

Daran glaube ich nur bedingt. Die Leute wollen probefahren, sich gut informiert und begleitet fühlen – und das lässt sich online kaum abbilden. Die überwiegende Mehrheit möchte ihre Mobilitätsbedürfnisse erfüllt wissen; und das geht weit über den Autokauf hinaus.

Ich habe selber schon erlebt, dass Menschen ins Autohaus gekommen sind, die ein Cabrio kaufen wollten und mit einem Kombi rausgefahren sind. Warum? Weil sie gut beraten wurden, was für sie das optimale Auto ist. Daher ist auch mittelfristig der stationäre Handel so wichtig und in Wahrheit unersetzbar.

Interview: Oliver Koch

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