
Die österreichische Industrie hat laut vorläufigen Zahlen 2022 einen nominellen Produktionswert von 252,3 Mrd. Euro erwirtschaftet. Das sei zwar ein Rekordwert, aber dieser „sagt leider noch nichts darüber aus, wie es der Industrie tatsächlich geht“, so Wirtschaftskammer-Industriespartengeschäftsführer Andreas Mörk bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Die hohen Umsätze seien vor allem den großen Preissteigerungen in der Energie geschuldet.
Die Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen würden dank der Energiekrise wie schon im Vorjahr unverhältnismäßig viel zum Industriewachstum beitragen. 2021 sei deren Anteil an der heimischen Industrieproduktion noch bei 19 Prozent gelegen, um dann 2022 auf 24 Prozent (rund 61 Mrd. Euro) zu steigen. Das sei mehr als doppelt so viel wie noch 2019 (11 Prozent) gewesen. „Wir haben eine Steigerung gehabt, die es in dieser Form in der gesamten Zweiten Republik“ noch nie gegeben habe, so Mörk.
Klammere man die Fachverbände Mineralölindustrie und die Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen aus, ergebe sich von 2021 auf 2022 eine Produktionssteigerung der restlichen Fachverbände von 15,1 Prozent. Dennoch würden sich auch hier die Preiseffekte widerspiegeln. „Vom nominell starken Produktionswachstum bleibt nämlich nur ein bescheidenes Mengenwachstum übrig“, so der Sparten-Obmann der Industrie Siegfried Menz. Ein Umsatzwachstum habe es vor allem in den energieintensiven Branchen gegeben.
Die Auftragslage habe sich laut vorläufigen Zahlen 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent erhöht, wobei hier nicht alle Fachverbände in der Erhebung vertreten seien, und auch mit einem Rückgang der Auftragslage zu rechnen sei. Einige Fachverbände würden auch bereits im ersten Quartal 2023 einen Produktionsrückgang erwarten. Man gehe aber davon aus, „dass wir in der zweiten Jahreshälfte wieder ein relativ stabiles wirtschaftliches Niveau haben“, sagte Menz.
Besonders hoch seien 2022 die Beschäftigungszahlen mit durchschnittlich 468.600 Beschäftigten in der heimischen Industrie gewesen, das sei der zweithöchste Wert seit 1995. „Das sagt uns, dass in der momentanen Situation die Firmen alles tun, um ihre Beschäftigen zu halten“, sagte Mörk. Die laufenden Lohnstückkosten und Arbeitskosten könnten aber auf längere Sicht die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen beeinflussen, wenn gleichzeitig die Produktion stagniere.
Die Bundessparte Industrie umfasst rund 3.400 Unternehmen in den 16 Fachverbänden der Bauindustrie, Bergwerke und Stahl, Chemische Industrie, Elektro- und Elektronikindustrie, Fahrzeugindustrie, Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen, Glasindustrie, Holzindustrie, Metalltechnische Industrie, Mineralölindustrie, Nahrungs- und Genußmittelindustrie, NE-Metallindustrie, Papierindustrie, Industrielle Hersteller von Produkten aus Papier und Karton in Österreich, Stein- und keramische Industrie und Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie.