Ein wenig können die heimischen Ackerbauern aufatmen, denn die von Experten prognostizierte Katastrophe — wie etwa ein Ertragseinbruch um 25 Prozent beim Weizen — ist nicht eingetreten.
Dessenungeachtet bilanziert Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, das Erntejahr 2023 vorläufig so: Es sei ein Jahr „großer Herausforderungen mit Extremwetterereignissen und massiv volatilen Märkten“.
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Letzteres resultiert vor allem aus dem Ukrainekrieg und habe eine Halbierung der Erzeugerpreise zur Folge, so Waldenberger. Ersteres bringt der Pflanzenbau-Chef der LK OÖ, Helmut Feitzlmayr, so auf den Punkt: „Der Witterungsverlauf 2023 zeigt deutlich, dass der Klimawandel in Österreich angekommen ist“, Oberösterreich sei seit Mitte Mai „das trockenste Bundesland“.
Dürreschäden würden bereits ein Vielfaches des bisher entstandenen Hagelschadens ausmachen, die Rede ist von zweistelligen Millionenbeträgen. Dabei haben sich auch bis Mitte Juli die Schadensmeldungen nach Hagelunwettern auf knapp 3000 beinahe verdoppelt.
Einlagern statt verkaufen
In Oberösterreich sind laut Präsident Waldenberger zwar die Anbauflächen stabil und die Getreideproduktion mit knapp 786.000 Tonnen im langjährigen Schnitt geblieben. Der Weizen — mit 374.000 Tonnen größter Einzelposten beim Getreide — ist allerdings ein großes Sorgenkind: Die Ernte entspricht im Wesentlichen nicht den Qualitätsanforderungen für Mahlweizen.
Der Eiweißgehalt liege bei 10,5 Prozent, gefordert seien aber für Brotgetreide zwölf Prozent. Mehr als 90 Prozent des Weizens habe damit Futterqualität. Das Phänomen des geringen Proteingehaltes sehe man „vom Burgenland bis nach Deutschland“, der Grund sei unklar. „Wir rätseln alle,“ so Feitzlmayr.
„Wir empfehlen den Ackerbauern, nach Möglichkeit nicht zu verkaufen, sondern einzulagern und auf ein Anspringen der Märkte zu warten“, so Waldenberger unter Verweis darauf, dass es „kaum Käufer seitens der Verarbeitungsindustrie“gebe.
Sorgen um die Gurkerl
Im Gemüsebereich sind die „Gurkerl“weiterhin das große Sorgenkind, es gebe nur mehr zehn Gurkerlbauern in OÖ — 1997 waren es noch 117. Die Anbaufläche hat sich im selben Zeitraum auf 81 Hektar halbiert. Das Problem sind laut Feitzlmayr die hohen Lohnnebenkosten für die Saisonarbeiter, hier sei man mit den südlichen Billiglohnländern „nicht konkurrenzfähig“.
Große Ausfälle gab es aufgrund von Frostschäden neuerlich bei den Marillen, vor allem im oö. Hauptanbaugebiet rund um Scharten. Hier geht man allmählich dazu über, spätere Sorten zu verwenden, die später blühen und damit den Frösten im Frühling besser trotzen können, erklärte Pflanzenbauexperte Feitzlmayr.