Gemüsebauern unter Kostendruck

Agrar-Vertreter fordern reduzierte Sozialabgaben für Erntehelfer

Sind in Sorge um den österreichischen Produktionsstandort für Obst und Gemüse (v. l.): LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger, der Obmann des Österreichischen Branchenverbands für Obst und Gemüse, Manfred Kohlfürst, Wolfgang Ziniel (KMU Forschung Austria) und LK OÖ-Präsident Franz Waldenberger bei einer Feldbesichtigung im Raum Eferding.
Sind in Sorge um den österreichischen Produktionsstandort für Obst und Gemüse (v. l.): LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger, der Obmann des Österreichischen Branchenverbands für Obst und Gemüse, Manfred Kohlfürst, Wolfgang Ziniel (KMU Forschung Austria) und LK OÖ-Präsident Franz Waldenberger bei einer Feldbesichtigung im Raum Eferding. © LK OÖ/Frei-Ollmann

Gäbe es eine Artenschutzliste bedrohter Gemüse- und Obstsorten, dann stünden in Österreich das (Essig-)Gurkerl, der Spargel und auch die Äpfel obenauf. Freilich nicht, weil Schädlinge zusetzen — gefährdet sind vielmehr gewisse Sorten deswegen, weil auf den Bauern insbesondere bei den Arbeitskosten hoher Druck lastet.

Laut einer am Freitag präsentierten Studie der KMU Forschung Austria sind die hohen Sozialabgaben für Erntehelfer ein enormer Wettbewerbsnachteil für die heimische Landwirtschaft.

Das Ergebnis der Untersuchung auf den Punkt gebracht: Während in Österreich die effektiven Kosten einer Arbeitsstunde für Saisonarbeiter 17,9 Euro betragen, in Deutschland aber nur 14,3 Euro, beträgt der Nettolohn hierzulande 9,5 Euro, beim Nachbarn aber 11,4 Euro.

Unter dieser Diskrepanz leide „die Attraktivität der bäuerlichen Betriebe als Arbeitgeber im Vergleich zum benachbarten Ausland“, so Studienleiter Wolfgang Ziniel. Sein Rezept: „Handlungsspielraum dürfte in diesem Kontext eigentlich nur bei den Sozialabgaben bestehen“.

„Wir stecken doppelt in der Klemme“, resümiert Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), und folgert zugleich: „Man darf sich nicht wundern, wenn Marktanteile und die Eigenversorgung zurückgehen“. Sein oberösterreichischer Präsidentenkollege Franz Waldenberger ergänzt: „Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften entscheidet, wo Produktion stattfindet“.

In Oberösterreich habe man sehr „handarbeitsintensive Kulturen“, entsprechend viel Personal brauche man. Das freilich fahre lieber die 100 Kilometer weiter nach Bayern, wenn es dort einen um ein Fünftel höheren Lohn gebe. Eine Folge: Die Gemüseanbaufläche sei in Oberösterreich heuer wegen fehlender Arbeitskräfte um zehn Prozent zurückgegangen, „das tut uns weh. Wir brauchen daher Entlastungen, um die Produktion von österreichischem Gemüse aufrecht erhalten und auch ausbauen zu können“.

Wie diese Entlastung aussehen kann, ist für die Agrarvertreter klar — sie fordern ein Mischmodell aus deutschen und italienischen Maßnahmen. In Deutschland seien 70 Tage abgabenbefreit, in Südtirol wiederum würden die Arbeitgeberbeiträge um 75 Prozent reduziert. Details seien zwar Verhandlungssache, so Moosbrugger in Richtung Bund, aber: „Es ist Zeit, das umzusetzen“, er hoffe auf das nächste Regierungsprogramm.

Von Markus Ebert

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